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Die Arbeitsweise der Zürcher Künstlerin Katja Schenker bewegt sich immer an der Grenze zwischen Performance und Installation. Inspiriert von den unterschiedlichen Stimmungen, die sie im Atrium des Kleinen Spezialtraktes wahrgenommen hat, lenkt sie mit ihrer raumgreifenden Installation auf ein spezifisches Phänomen, das sie hervorheben möchte: ein Flirren, Flimmern, Vibrieren. Die beiden im Kleinen Spezialtrakt gelehrten Fächer Geographie und Musik haben gemeinsam, dass sowohl in musikalischen als auch in geographischen Körpern und Räumen Schwingungen produziert werden; sie erzeugen Töne, bringen territoriale Grenzen ins Wanken oder lassen geologische Formationen erbeben. Die Architektur unterstützt dieses Gefühl: Der Innenhof ist von Glaswänden gefasst, die je nach Sonneneinstrahlung das Licht reflektieren und sehr plastisch erscheinen. Oder sie wirken transparent und der Blick fällt hindurch – auf die weisse Rückwand des den Hof vollständig umlaufenden Ganges. Dieses Raum-im-Raum-Prinzip schafft mit zahlreichen physisch vorhandenen Grenzen eine klare Rahmensituation. Reflexionen ergeben sich sowohl in den Glasscheiben als auch durch die Wasseroberfläche und deren Spiegelungen an der Decke. Die Art und Weise, wie der Ort Grenzen thematisiert, bringt die Atmosphäre ins Schwingen. Diese Dialektik hat auch mit inneren Erfahrungen zu tun, die gerade im Kantonsschulalter von Bedeutung sein können: Emotionalität braucht einen definierten Körper, um erfahren und ausgelebt werden zu können. Am besten sei dies gemäss Katja Schenker spürbar, wenn man sich im Innenhof auf den Boden setzt. Die Künstlerin greift deshalb mit ihrer Arbeit die Gestaltung des Atriums ein, schafft neue Raumverhältnisse und sensibilisiert die Wahrnehmung. Neben dem bereits vorhandenen Wasserbecken hat die Künstlerin ein zweites Becken ausgehoben. Dieses füllt sie mit Blähtonkugeln und Kies, das sie anschliessend mit Gussasphalt befestigt und in eine Form gebracht hat. Die exakte Form der so entstandenen porösen, an eine Mondlandschaft erinnernden Oberfläche, hat sich in der Wechselwirkung mit den Möglichkeiten des für dieses Projekt geschaffenen Materials ergeben. Das Gefühl von Innenraum, von Geborgenheit, von Erdverbundenheit ist der Künstlerin wichtig. Dafür musste sie das Becken bis zu 150 cm an den tiefsten Stellen ausheben. In drei Pflanzgruben in der Senke des Beckens wurden Bäume gepflanzt, die mit der eher trockenen Situation im Atrium gut leben können. Das Blattwerk der Robinia pseudoacacia frisia ist hellgrün, fein, zittrig und flirrend. Ihr hoher Stamm verstärkt die Wirkung eines Innenraumes. Da ihre Kronen auf die Höhe des Erdgeschosses zu stehen kommen, werden sie das Atrium optisch im Sommer begrünen und im Winter mit einem spannenden Geflecht von kahlen Ästen beleben. Katja Schenkers Werk fordert die Besucherschaft auf aktiv zu werden. Das Werk lebt von dieser Interaktion und korrespondiert mit seiner Umgebung, aktiviert den vorgefundenen Raum und wirkt so auf den Ort ein. Katja Schenker versteht es Material, Raum und körperlicher Handlung zu einer performativ erlebbaren Örtlichkeit zu transformieren. 

Text: Tanja Scartazzini

Infos

Künstler:innen
Datum
Art des Kunstwerkes
Public Art
Abmessungen des Objekts
Objektmass: 1600.0 x 750.0 cm
Technik
Blähtonkugeln, Bitumen, Bäume
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Karte

Bühlstrasse 36
8620 Wetzikon
Schweiz

Künstler:innen

Details Portrait Name
Katja Schenker

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