David Berweger — Collagen
Die kleinformatigen Papiercollagen von David Berweger entstanden ursprünglich während Stipendienaufenthalten in Paris und Berlin und sind auch Teil seines aktuellen Schaffens. Es sind Arbeiten, die es dem Künstler ermöglichen, mit möglichst minimalem Material- und Transportaufwand einen maximalen Output zu generieren. Er folgt dabei einem festen Regelwerk mit folgenden Anweisungen: Grafisch simple Formen werden zügig, ohne Vorzeichnung direkt aus farbigem Din A4 Papier herausgeschnitten. Drei bis vier Komponenten in maximal vier Farben werden dann auf- und miteinander kombiniert und mit Sprühleim fixiert, wobei das Format A4 beibehalten wird. Das Ergebnis sind abstrakte, im wahrsten Sinne konstruktivistische Hard Edge-Kompositionen, die von der jeweiligen Spannung zwischen Farbe und Form leben. Die Typologie der Strukturen ergibt sich aus einfachen gestalterischen Prinzipien wie den Möglichkeiten des Unterteilens einer Fläche in zwei oder mehrere horizontale, vertikale oder diagonale Elemente, dem Gegeneinander großflächiger und kleinteiliger, streng geometrischer oder eher organischer Formen. Eindeutige Zeichenbezüge oder spezifische Assoziationen werden dabei bewusst vermieden, dennoch sucht das Auge nach Anhaltspunkten und möglichen Motiven – etwa ein Fabrikschlot, ein Spielfeld, oder ein schwarzes Quadrat.
David Berweger dekliniert spielerisch das Repertoire unserer Sehgewohnheiten in Bezug auf Figur und Grund, Positiv- und Negativform, Rand und Zentrum, Motiv und Rahmung. Die Kompositionen sind zumeist in sich geschlossen, teilweise aber auch an den Rändern angeschnitten, wodurch sie fragmentarisch wirken, als ließe sich das „Motiv“ noch jenseits des Papierformats fortsetzen. Das konstruierte „Framing“ kann etwa so aussehen: Ein vertikales schwarzes Rechteck mit horizontalen Einschnitten und einem applizierten Feld in Hellblau ist auf einem beigen Rechteck platziert, das wiederum auf ein orangenes A4-Blatt gelegt ist – somit wird das Beige als eine Art Passe-partout und der schmale orangene Rand als Rahmen gelesen (auch wenn nichts davon wirklich zentriert ist). Eine vertikale Komposition in Schwarz und Weiß liegt auf einem hellblauen Blatt, wobei zwei vertikale rote Rechtecke am oberen Rand zu „Aufhängern“ werden, die die schwarz-weiße Komposition mit dem blauen Grund verbinden. In ein schwarzes Quadrat (das genaugenommen keines ist) auf weißem Grund sind von oben zwei schmale, rote Dreiecke eingesetzt, die wie Vampirzähne anmuten. Der deklarierten Assoziationsvermeidung zum Trotz lässt sich der Eindruck nicht ganz verwehren, als würde sich Berweger hier doch mit einer gewissen Ironie an den Übervätern der konstruktiven / konkreten Kunst abarbeiten. Aber es gehört wiederum auch zum Repertoire des Künstlers, jeder Evokation zugleich zu widersprechen. In seinen früheren, meist skulpturalen Arbeiten waren es vor allem Prozesse wie Schichtung, Auflösung, Wiederverwertung von Materialüberschuss und materielle Übersetzungen, die Berweger interessierten, sowie Trompe-l’oeil Effekte und die Reibungen von Oberflächen und Volumen. In den Papierarbeiten geht es primär um eine weitere Reduktion der gestalterischen Mittel. Durch möglichst unmittelbares, schnelles Eingreifen in das Material wird ein formaler Fundus geschaffen, aus dem heraus sich Farben und Formen immer wieder neu zu einem eigenständigen Ausdruck auf der Fläche kombinieren lassen. – Eva Scharrer, März 2025
Finissage und Apéro
Sonntag 27. April 12-16 Uhr
Institutions
Details | Title | Country | City |
---|---|---|---|
Switzerland
Basel
|
Tony Wuethrich | Switzerland
|
Basel
|