Biel — Am Rand der Bieler Altstadt, wo früher einst Busse Halt machten, befindet sich heute der Offspace Juraplatz: ein kleines, ehemaliges Kioskhäuschen, das auch ein Pissoir beherbergte. Heute ist auf der Vorderseite nebst einem offenen Bücherschrank ein Schaufenster eingerichtet und auf der Rückseite eine «Dunkelkammer», die auf wenigen Quadratmetern Raum für zeitgenössische Kunst bieten. Doch wer verstehen will, wie sich dieser unabhängige Kunstraum formte, muss der Geschichte von Enrique Muñoz García nachgehen, der den Juraplatz vor 15 Jahren gegründet hat. Der chilenische Fotograf kam nach Biel, um wenig später aus seinem Wohnzimmer heraus – damals noch mitten in der Altstadt – das lokal-int mitzugründen. Mit Muñoz Garcías privatem Umzug an den Juraplatz entstand dann auch sein eigener Kunstraum, nur ein paar Schritte von seiner Wohnung und seinem Atelier entfernt. «Fast schon bequem», sagt er mit einem Augenzwinkern.

2010 eröffnete er seine erste Ausstellung mit historischen Aufnahmen des Platzes, genau dort, wo sie einst aufgenommen worden waren. Dadurch wurde Walter Schober, der nebenan sein «Steilädeli» führte, auf das Projekt aufmerksam und übernahm bald eine Mäzenenrolle. Jahre später kamen auch Stadt und Kanton hinzu und sicherten die weitere Förderung des Projekts. Seither finden rund zehn Ausstellungen pro Jahr statt, mit Kunstschaffenden wie zuletzt Judith Albert oder Yves Netzhammer. Seit dem Vorjahr bereichert zudem das im Dezember erstmals durchgeführte ‹Biel/Bienne Video Festival› das Programm, nachdem der Juraplatz für seine regelmässige Präsentation von Videoarbeiten längst eine ganz eigene Bekanntheit erlangt hat. Muñoz García kuratiert nicht nur selbst, sondern lädt immer wieder andere ein, den Raum zu bespielen. Ab diesem Wochenende sind beispielsweise die Bieler Fototage zu Gast mit Fotografien von Marco Fauchiger. 

Enrique Muñoz García ist nicht nur Kurator, sondern auch Künstler und Sammler. Viele seiner eigenen Werke entstehen aus Begegnungen im Quartier, etwa ‹Claude›, eine fotografische Arbeit, für die er einen inzwischen verstorbenen Nachbarn über rund zwanzig Jahre hinweg begleitet hat. Eine Arbeit, die ihm besonders am Herzen liegt. Zudem besitzt er eine Vielzahl fotografischer Sammlungen, die Zeitzeugnisse seiner Reisen sind oder durch Bekannte an ihn herangetragen wurden. Für Muñoz García ist eine Arbeit selten wirklich abgeschlossen. «Wäre ein Projekt jemals vollendet», sagt er, «hätte es wahrscheinlich nie die Dringlichkeit gegeben, es überhaupt erst anzufangen.» Und so bleibt auch der Juraplatz ein Ort, offen für neue Ideen, Begegnungen und Geschichten.