Rita Ackermann — Kampfansagen durchgestrichener Nymphen
Lugano — Die Geburt der Tragödie war 1995. Im Klo. Eine Zeichnung von Rita Ackermann (*1968, Budapest) aus diesem Jahr zeigt eine ihrer typischen «Nymphets» – auf Comic-Grösse reduzierte Frauenfiguren – beim WC-Reinigen. Darüber steht «The Birth of Tragedy» – und das wälzt die niedliche Zeichnung schlagartig um zur Kampfansage gegen männlich definierte (und verursachte) Tragik. Diese Klarheit fehlt der neuesten, ungleich grossformatigen Serie der Wahl-New Yorkerin, die sie eigens für die Retrospektive im MASI Lugano angefertigt hat: In drei ‹War Drawings› auf roher Leinwand sind die «Nymphets» durchgestrichen, und der Krieg könnte überall sein. Ist er ja auch.
Gastbeitrag von AICAramba – dem Blog von AICA Schweiz