Stiftungsverein Binz39 — Forever Binz39?
Zürich — Unter dem Dach (oder besser gesagt unter den Dächern) der Stiftung Binz39 findet sich eine Vielzahl von kreativen Initiativen: Mit 42 Ateliers bietet sie an drei Standorten in Zürich Raum für Kunstschaffende – Zilla Leutenegger, Ugo Rondinone oder Olaf Breuning waren hier bereits zu Gast. Darüber hinaus unterstützt die Stiftung seit Beginn nationale und internationale Austauschprogramme. So zählt die Binz39 etwa zu den Gründungsmitgliedern der internationalen Vereinigung von Künstlerresidenzprogrammen ‹ResArtis›. Am Sihlquai 133, direkt neben der Photobastei, finden zudem Ausstellungen statt – aktuell kuratiert von Julia Künzi – die an die Residencies anknüpfen.
Ein kleiner Sprung zurück in die 1980er-Jahre: Damals machte sich Henry F. Levy, ein Unternehmer mit grosser Leidenschaft für die Kunst, auf die Suche nach den dringend benötigten Freiräumen für junge Kunstschaffende. Fündig wurde er an der Binzstrasse 39. Der Ort lieh der Stiftung nicht nur ihren Namen, sondern beherbergte auch sieben Ateliers und einen rund hundert Quadratmeter grossen Ausstellungsraum. Unter den ersten Künstler:innen war auch Lucia Coray, die einmal die Geschäfte ihres späteren Ehemanns übernehmen sollte. Sie erinnert sich an die Anfänge: «Es war eine aufregende Zeit voller Aufbruchsstimmung. Doch bereits damals störte mich das Konkurrenzdenken innerhalb der Kunstszene.» Neben ihrer eigenen Kunst begann Coray bald, Ausstellungen zu kuratieren und sich um die Atelierprogramme zu kümmern. Heute behält sie die Finanzen im Blick und übernimmt organisatorische Aufgaben. Auch die wöchentlichen Atelierbesuche seien ihr wichtig, um den Zusammenhalt zu stärken und sicherzustellen, dass alle ihren Beitrag leisten – wie etwa beim Putzplan.
Doch die Zukunft des Standorts am Sihlquai 133 ist ungewiss: Nach über zehn Jahren Zwischennutzung hat die Stadt nun definitiv den Eigenbedarf für die Liegenschaft angemeldet. «Was nach 2026 geschieht, ist noch völlig offen», sagt Coray. Der Stiftungsrat, dem neben ihr auch Marc Bundi, Gianni Garzoli und Alexandra Blättler angehören, trifft sich Anfang Dezember, um erste Ideen für die Weiterentwicklung der Binz39 zu besprechen. Derweil geht der künstlerische Betrieb ungehindert weiter: Das schweizerisch-niederländische Kollektiv ‹Sohere› präsentiert aktuell die Ausstellung ‹Structures of Unfeeling›, die aus der Residency des Mitglieds Joseph Baan hervorgegangen ist. Im Zentrum steht das Thema sexualisierte Gewalt, und bereits an diesem Samstag findet die Finissage statt. Einmal mehr wird die Binz39 so zum Raum für Dialog und gemeinsames Nachdenken.