Strings of Affection — Eine Reise durch zwei Welten
Winterthur — Wie schön, endlich wieder einmal eine Vernissage, bei der ich vollkommen vergesse, dass ich überhaupt auf einer bin. In der Ausstellung ‹Strings of Affection› spüren vier Kunstschaffende ihren verworrenen Familiengeschichten nach. Die filmische Arbeit ‹Faku Nashi› von Juli Sando zieht mich sofort in ihren Bann. Zwischen Fiktion und Realität oszillierend, begleite ich Yukie nach Japan auf der Suche nach sich selbst und ihrer unbekannten Grossmutter «Baba». Zunächst scheint die Kamera still zwischen den beiden zu vermitteln, doch allmählich weicht die Distanz einer wachsenden Vertrautheit. Mal lassen die Einstellungen den beiläufigen Gesprächen am Esstisch viel Raum, dann richtet sich der Blick direkt auf die Grossmutter, etwa wenn Yukie sie fragt, ob sie in ihren Augen Japanerin sei. Die Antwort: ein zögerliches «Hafu», was so viel wie «halb» bedeutet. Das passt zur gewählten Erzählform, bei der nie ganz klar ist, ob es nun wirklich Yukie ist, die spricht, oder doch Juli. Oder vielmehr meine Stimme, die in die Geschichte eintaucht und sie an anderer Stelle fortschreibt.