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Manifesta 11 Parallel Event

FULL SERVICE: Alles geht. Jeder Wunsch, jede Phantasie kann erfüllt werden – sofern Performer und Kunde sich auf einen Preis einigen können. Zum Beispiel: „Ich mache dir ein Sandwich“, „Ich blase dir einen“, „Ich gebe dir das Gefühl geliebt zu werden“. Nach mehr als 30 Performances mit einem Total von 463 erbrachten Dienstleitungen und Gesamteinnahmen von mehr als 6000 Franken bietet Daniel Hellmann seine Dienste nun auch während der Manifesta an. Gäste aus Wirtschaft, Ethik, Soziologie und Kunst ergänzen das Programm mit Diskussionen über die kontroversen Fragen, die Full Service bislang aufgeworfen hat.

Performance in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch.
Vorträge und Diskussionen in Deutsch. Moderation: Wilma Renfordt

FULL SERVICE
Performance mit Daniel Hellmann
6.–10. September 2016, 17.00–19.30
11. September 2016, 16.00–18.00
Sowie jeweils im Anschluss an die Vorträge und Diskussionen, bis 22.00

 

VORTRÄGE & DISKUSSIONEN

6. September 2016, 19.30 Uhr
FAIRNESS – Preise zwischen Monopol und freiem Wettbewerb
Diskussion mit Stefan Meierhans, Preisüberwacher
Als Schweizer Institution sorgt der Preisüberwacher in staatlichem Auftrag auf Märkten ohne Wettbewerb für faire Preise. Er analysiert Preise, nimmt Beschwerden entgegen und sucht nach Lösungen, wo etwas zu teuer ist. Dahinter steht der feste Glaube, dass der wettbewerbsnahe auch der beste Preis ist. FULL SERVICE ist hier ein paradoxer Fall – Daniel Hellmann ist der einzige Anbieter dieses Geschäftsmodells und hat gleichzeitig unzählige besser spezialisierte Konkurrenten. Deshalb: Monsieur Prix, sind die Preise bei FULL SERVICE fair? Und was ist überhaupt ein fairer Preis? 

7. September, 19.30 Uhr
GELD – Was ist das und wie lebt man ohne?
Vortrag und Diskussion mit Raphael Fellmer, der fünf Jahre ohne Geld gelebt hat & Prof. Dr. Paul Kellermann, Soziologe, Universität Klagenfurt
Im Kapitalismus muss alles mit Geld gekauft werden, was gebraucht wird – so scheint es. Und so wird es in FULL SERVICE lustvoll auf die Spitze getrieben. Paul Kellermann hat die Bedeutung des Zahlungsmittels in zahlreichen Studien analysiert und kritisiert. Raphael Fellmer hat fünf Jahre ohne Geld gelebt. Er verrät, wie das funktioniert hat, und berichtet von Erfahrungen des bedingungslosen Gebens und Empfangens. Auf dieser Grundlage stellt Paul Kellermann provokante Thesen zur Diskussion, die den naiven, aber dennoch allgegenwärtigen Glauben an das Geld in Frage stellen.

8. September, 19.30 Uhr
TABUS – Was man für Geld nicht kaufen darf
Diskussion mit Dr. Barbara Bleisch, Philosophin, Universität Zürich & Prof. Dr. Stefan Grotefeld, Theologe, Reformierte Kirche Zürich
Bei FULL SERVICE wird grundsätzlich alles angeboten. Ob er irgendwo Grenzen zieht, verrät der Performer nicht. Auf anderen Märkten ist dies klarer geregelt. Eine Auftragsmörderin anzuheuern, ist klarerweise verboten. Schwieriger wird es bei Themen wie Organhandel, Leihmutterschaft oder beim "Kauf" von Fussballspieler*innen… die moralische Grauzone ist gross. Mit Barbara Bleisch und Stefan Grotefeld stehen zwei Ethiker*innen bereit, um zu diskutieren, was verkauft und gekauft werden darf und was auf Märkten nicht angeboten werden darf. Wem gehört der eigene Körper? Was heisst es, selbstbestimmt über ihn zu verfügen? Und wer hat die Verantwortung für die Regulierung der Märkte?

9. September, 19.30 Uhr
KAUFLUST – Konsum, Intuition und Marketing
Vortrag und Diskussion mit Johannes Schneider, Psychologe und Marketing-Experte, Decode Marketing
Kaum ein FULL SERVICE-Teilnehmer weiss zu Beginn, was er überhaupt kaufen will. Diese Unklarheit über die eigenen Bedürfnisse ist für Konsumenten ganz normal, wie Johannes Schneider zu berichten weiss. Er erklärt, wie Implicit Marketing funktioniert. Basierend auf Erkenntnissen aus Verhaltensökonomie, Psychologie und Neurowissenschaften zielt es darauf ab, Konsumbedürfnisse über die Intuition zu erzeugen. Denn bewusst sind Kaufentscheidungen nur selten. Warum kaufen Menschen, was sie kaufen? Welche grundlegenden Bedürfnisse bedient der Konsum? Und was hat der Performer mit dem Marketeer gemein?

10. September, 19.30 Uhr
PROJEKTIONEN – Über die Beziehung zwischen Performer*in und Publikum
Diskussion mit Prof. Dr. Kornelia Hahn, Soziologin, Universität Salzburg & Lisa Lucassen, Performerin, She She Pop
Im Alltag stehen Menschen ständig vor der schwierigen Aufgabe, ihren Gegenübern anhand ihrer Selbstinszenierung eine möglichst zutreffende Identität zuzuschreiben. Bei Performances geschieht dies in zugespitzter Form: In welchem Moment offenbart der Performer etwas aus seinem eigenen Leben, wann spielt er eine Rolle? Lisa Lucassen berichtet von den absurdesten, schönsten und schrecklichsten Zuschreibungen, die sie in 20 Jahren She She Pop erlebt hat. Kornelia Hahn erschliesst die Überschneidungen von Alltagsperformanz und künstlerischer Darstellung. Und Daniel Hellmann steuert bei, welche Kompetenzen FULL SERVICE-Kunden bislang bei ihm vermuteten.

11. September, 18.00 Uhr
GRENZEN – Wie weit würden Sie gehen?
Diskussion mit David Bloom, Choreograph, Filmemacher und Pädagoge
75 Euro hat eine FULL SERVICE-Kundin bezahlt, um zu erfahren, wo der Performer seine Grenzen zieht. David Bloom untersucht in seinen künstlerischen Arbeiten und Workshops das Themenfeld von Tanz, Begehren und der Performance des erotischen Körpers. Die Gratwanderung zwischen Kunst und Sexualität erfordert von den Performern ein ständiges Neu-Entdecken und -Definieren der eigenen Grenzen. Aus diesem Erfahrungsschatz schöpft David Bloom, um das Gespräch mit Daniel Hellmann um ein paar praktische Übungen für das Publikum zu ergänzen. Doch keine Angst: Wo Sie die Grenze ziehen, bleibt Ihre Wahl.

(Koproduktion mit Tanzhaus Zürich
Mit freundlicher Unterstützung von Stadt Zürich Kultur)

Infos

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Event
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-
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Tanzhaus Zürich, Réunion
Müllerstrasse 57
8004 Zürich
Switzerland

Artist(s)

Details Name Portrait
Daniel Hellmann