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Die österreichische Künstlerin Tanja Boukal (*1976) interessiert sich für die Randgruppen unserer Gesellschaft und gibt ihnen ein Gesicht: Obdachlose in Wien, die vom Stadtbild verschwinden sollen, unsichtbare Widerstandskämpferinnen, ertrunkene Kinder der Migration, an griechische und türkische Strände angeschwemmt, Fabrikarbeiterinnen in Mulhouse, Sklaven im Dreieckshandel. Ein wichtiges Element Boukals Schaffens ist, dass sie gemeinsam mit den Menschen lebt bevor sie beginnt, sie zu porträtieren. Sie ist gewohnt, mit traumatisierten Menschen im Ausnahmezustand zu arbeiten und hat aufgrund ihrer Erfahrung gelernt, dass Zeit und Fingerspitzengefühl dabei eine zentrale Rolle einnehmen. 

Tanja Boukals Projekt bezieht sich stark auf die eindrückliche Begehung des Wohnheims und baut auf der Idee der Partizipation auf. Das eigenständige «Tun» der Bewohnenden steht im Zentrum und soll das Zutrauen der Bewohnenden in die eigenen Fähigkeiten stärken und ihnen Wertschätzung entgegenbringen. Das Ziel der Künstlerin ist es, die Menschen vor Ort über ca. einen Monat durch ihren Alltag zu begleiten und erst, nachdem sie selbst Teil der Gemeinschaft geworden ist, beginnen fotografisch festzuhalten, «was ihre Hände alles tun». Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen ebenfalls involviert werden und dürfen selber auch zur Kamera greifen und werden so interaktiver Bestandteil des Werks. Dabei ist ihr wichtig, mit viel Empathie zu arbeiten und nichts zu erzwingen. 

Die Reportage-ähnlichen Fotos sind in schwarz-weiss gehalten, um die visuellen Reize für die Bewohnenden zu reduzieren. Die Künstlerin legt einfallsreich dar, an welchen Flächen die Bilder anschliessend angebracht werden können. Sie sollen sich wie ein roter Faden durch das Haus ziehen. Möglichkeiten bieten sich für sie am Eingangsportal, auf der rückseitigen Fassade des Gebäudes oder im Treppenbereich. Überzeugend ist ausserdem, dass die Fotos mit dem Träger verschmolzen sind, d.h. sie werden durch Wanddrucker direkt auf die Wandfläche angebracht, damit sie nicht zerstört werden können. Das Wiedererkennen der Arbeiten trägt hoffentlich dazu bei, dass die Bewohnerinnen und Bewohner sich schnell heimisch fühlen und sich mit dem Werk identifizieren können. Die Verlässlichkeit und grösstmögliche Erklärbarkeit des Werks wird geschätzt und kann einen beruhigenden Einfluss haben. 

Text: Mara-Luisa Müller

 

Infos

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Type d'œuvre d'art
Public Art
Dimensions de l'objet
Div. Masse
Technique
Direkter Wanddruck
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8462 Rheinau
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