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Der Künstler Uwe Wittwer, die Keramikerin Aiko Watanabe und der Schriftsteller und Künstler Jürg Halter lassen sich auf einen inspirierenden Austausch ein. Ausgangspunkt ihrer Zusammenarbeit ist der japanische Kultfilm «Erzählungen unter dem Regenmond» (Ugetsu monogatari, 1953) von Kenji Mizoguchi über die Geschichte eines Töpfers und seiner Familie aus dem 16. Jahrhundert.

Auf diesem fruchtbaren Boden entwickeln die drei Kunstschaffenden in ihrer jeweiligen Disziplin eine persönliche Vision des Films. So treten die Aquarelle, Digitaldrucke und Kohlezeichnungen von Uwe Wittwer (*1954/CH), die Steinzeugobjekte von Aiko Watanabe (*1971/JP) und die medienübergreifenden Kurzgedichte von Jürg Halter (*1980/CH) in einen kreativen Dialog über ein unbestrittenes Meisterwerk der Filmgeschichte.

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Musée Ariana in Genf.

Die Bildsprache des japanischen Kultfilms «Ugetsu monogatari – Erzählungen unter dem Regenmond» (JP 1953) ist ausgesprochen malerisch – vor allem auch hinsichtlich des Spiels mit Schatten und Hell-Dunkel-Werten. Diese Überschneidungen mit dem eigenen Werk sowie die motivische Nähe gaben Uwe Wittwer den Anstoss zu einer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Film. Als Vorlage dienten ihm Szenen daraus, die er als vage Erinnerungsbilder in neunzig mittelformatige Aquarelle umsetzte und danach in schwarz-weisse Inkjetprints übersetzte. Die Motive basieren auf Stills, die nach einem klar definierten Zeit­raster automatisch ausgewählt wurden – Uwe Wittwer liess sich nicht von persönlichen Präferenzen leiten. In der Ausstellung werden rund fünfzig dieser Inkjets präsentiert, sowie drei grossformatige Kohlezeichnun­gen und sechs Aquarelle von monumental anmutenden Schalen. Damit schafft der Zürcher Künstler einen rätselhaften und mehrdeutigen Bildkosmos, in dem sich die Motivwelt aufzulösen scheint wie in einem schwer fassbaren Bild aus einer entrückten Vergangenheit.

Die japanische Keramikerin Aiko Watanabe liess sich für das gemeinsame Ausstellungsprojekt von der Landschaft rund um den japanischen Biwa-See inspirieren, dem Schauplatz von «Ugetsu monogatari». Nach einem Kunststudium entdeckte Watanabe ihre Begeisterung für die Keramik, begann die alten Tech­niken des Holzofenbrands zu studieren und baute 2001 ihren eigenen Ofen, der – wie im Film – mit Holz befeuert und rund 1400 Grad heiss wird. Die Quereinsteigerin Aiko Watanabe ist in Japan, wo das Kunst­handwerk stark von spezialisierten Familien dominiert wird, eine Ausnahmeerscheinung. In der Regel werden die Techniken von Generation zu Generation oder auch in einem rigiden System von Meister und Schüler weitergegeben. Bei aller Freiheit, die sich die Autodidaktin erlaubt, fühlt sie sich in der Tradition verwurzelt und orientiert sich am klassischen Formenkanon. Watanabe zählt zu den ganz wenigen Töpfe­rinnen in Japan, die mit einem Holzbrandofen arbeiten. Die Gründe dafür sind historisch bedingt. Früher wurden Frauen von diesem Beruf ferngehalten, weil man glaubte, sie würden die Feuergötter erzürnen.

Mit projizierten, gezeichneten und gesprochenen Texten hat der Schweizer Schriftsteller, Musiker und Per­formancekünstler Jürg Halter einen sprachpoetischen Rahmen für das Ausstellungsprojekt geschaffen. Im Dialog mit den Werken Wittwers und Watanabes erzeugen die kurzen, haikuartigen Kurzgedichte ein neues Bild in den Köpfen der Besucherinnen und Besucher – und betreiben mit Andeutungen, Fragmen­ten, Kommentaren und Weitererzählungen ein subtiles Spiel rund um die Geschichte des Töpfers. Jürg Halters kurze Gedichte in der Ausstellung oszillieren zwischen eindeutig und schlicht sowie mehr­deutig und sich dem unmittelbaren Zugang entziehend. Dabei geht Jürg Halter auch in poetisch-maleri­scher Weise Fragen nach wie «Was ist das Eigene im Fremden?», «Wann schlägt Menschlichkeit in Unmenschlichkeit um?» oder «Ist in der Kunst Trost zu finden?»

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