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Peter Aerschmann, Franziska Bieri, Dmitry Bulnygin, Copa & Sordes, Food Cultura, Theres Liechti, Alexandra Mitlyanskaya, Leopold Kessler, Kollektiv Wirr, Harald Hund & Paul Horn, Gyonyoung Yoon.

Wie hat doch Covid-19 unseren Alltag umgestellt! Während des ersten Lockdowns waren nur noch Nahversorgerläden und Apotheken offen. Alles andere geschlossen. Diese ausserordentliche Zeit rückte die Bedeutung der Ernährung, ihre Beschaffung und Zubereitung ins Bewusstsein. Unsere Essensrituale wurden gestört. Seitdem sind bei gesellschaftlichen Anlässen auch im Privaten hitzige Diskussionen anzutreffen: Wer? Wie? Was? Grundfragen führen dazu, dass Einladungen zum Mittag- oder Abendessen heutzutage verkompliziert werden können. Dahinter stehen nicht mehr eine ansprechende Auswahl, schlichte Lust und pure Freude am Zusammensein, sondern Weltanschauungen, welche das Potential haben zu spalten.

Die 11 Videos, die Andrea Domesle und Johannes J. Helbling für das Videocity (www.videocity.org) Gastspiel im Schaufenster des Weltladen Bern ausgewählt haben, stammen von Künstler*innen aus Barcelona, Bern, Basel, Linz, Moskau, Seoul, Wien, Winterthur. Sie öffnen die Perspektive von den eigenen vier Wänden zur lokalen in die globale Dimension. Eine Würdigung auch des Geschäftskonzepts des Gastgebers!

Franziska Bieri spürt mit „Einhämmern“ auf eine Brotscheibe ihren Vorfahren in einem katholischen Dorf in der Zentralschweiz nach. Peter Aerschmann dagegen lenkt mit „Sputnik“ die Aufmerksamkeit in den Orbit, um weltweite Verschmutzung durch die viel Abfall produzierende Nahrungsmittelindustrie zu verdeutlichen. Auch Dmitry Bulnygin bespielt den Himmel. „Salute” auf das Neue Jahr! Mit Sarkasmus und dem im Kommunismus beschränkten Angebot lässt sich trotzdem vortrefflich feiern.

Drei der gezeigten Videos sind unmittelbare Krisenreaktionen: Das Kollektiv WIRR führt anhand eines zerstörerischen Schrubbens von Erdbeeren im Video „Mysophobie“ vor, wie im ersten Lockdown das Verhältnis zum Reinigen ein absurdes werden konnte. Gyonyoung Yoon thematisiert die Flucht in digitale bunte Bildwelten und damit eine weite Entfremdung von Heimat und Sozialkontakten. Theres Liechti verwandelt ihr kleines Hündchen Molly zum unersättlichen Giganten. 

Die anderen Videos, die gezeigt werden, sind schon viel früher entstanden. Es ist spannend, sie mit der Erfahrung von Covid-19 anzuschauen. Leopold Kessler, Harald Hund & Paul Horn wählen einen amüsanten, doch ironischen Zugang zu Mahlzeiten: Durch Hunde, die an einem Festmahl teilnehmen, oder durch Mäuse und Ratten, die sich das Futter streitig machen. Das Tier erweist sich auch hier als ideale Stellvertreter-Figur für den Menschen. 

Der Videozyklus "Essen in Krise" richtet sich an alle, die durch die Berner Altstadt mit ihren typischen Geschäfts-Arkaden schlendern, Kinder wie Erwachsene und die vierbeinige Begleitung. 

Der Weltladen Bern befindet sich in unmittelbarer Nähe der Touristen-Attraktion Zytglogge, wodurch für die Videoausstellung ein weiterer Bezug hinzukommt. Essensdarstellungen wurden in der Vergangenheit als Memento Mori aufgefasst – so in Stillleben des Barocks aber auch in Ausschmückungen von historischen Uhren. Eines der jüngsten künstlerischen Medien und die Berner Kulturgeschichte treffen sich in dieser profunden Reflektion. Welche Krisen haben wohl unsere Vorfahren gemeistert und verbildlicht? Was gilt es an uns zu lösen? Und welche Spuren hinterlassen wir?

 

Ort und Zeit

Weltladen Bern (www.weltladenbern.ch)

Täglich von 9 Uhr bis 22 Uhr. Die Videos sind von aussen einzusehen.

Infos

Tipo di evento
Esposizione
Data
-
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Weltladen Bern
Rathausgasse 52
3011 Bern
Svizzera

Instituzioni

Titolo Paese Località Details
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