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Überlebensgrosse Figuren sind von Monica Germann & Daniel Lorenzi mit schwarzer Tusche direkt auf das Glas der ausrangierten Telefonkabine von ring ring gezeichnet worden. Der Blick ins Innere ist der aufgetragenen Buttermilch wegen verunmöglicht. Der Fokus bleibt auf den Figuren, die zwischen Tür und Glas eingeklemmt scheinen. Holzbretterverschlag, Telefone, Tiere und Insekten, auch sie überdimensional, fügen sich in die Szenerie ein und lassen die Betrachter*innen an Vanitas1 denken. Die Vergänglichkeit ist im Werk des Duos omnipräsent, auch weil sie meist ortsspezifische Interventionen schaffen, die nach der Ausstellungsdauer wieder entfernt werden und für immer verschwinden. Flüchtige Bilder, die nicht für die Ewigkeit gedacht sind, sondern für das Hier und Jetzt. Das Carpe diem ephemerer Bilder. Ob es sich in diesem Œuvre dabei um Selbstportraits handelt und Germann & Lorenzi sich als Tableau vivant in der Zeichnung für kurze Zeit einfügen, muss offen bleiben. Die ehemalige Telefonkabine reiht sich jedoch in das Themenfeld der beiden ein, auch hier wird auf die technische Veränderung fokussiert, auch wenn es sich dieses Mal um Kommunikation und nicht um Musik dreht: Von analog zu digital, vom Telegramm zum Kabeltelefon bis zum drahtlosen digitalen Handy. Und wie es der Titel der Arbeit unterstreicht: call me on my cellphone.

Monica Germann (*1966) ist in St. Gallen geboren und Daniel Lorenzi (*1963) in Solothurn. Nachdem sie ihre Ausbildungen an der heutigen Zürcher Hochschule der Künste in den Fachbereichen Malerei/Zeichnung, Film/Animation und Fotografie abschlossen, arbeiten sie seit 1995 als Künstlerduo Germann/Lorenzi in Zürich zusammen. Sie setzen sich mit Zeichnung, Malerei, Rauminstallation, Objekt, Video und Musik auseinander. Manchmal kombinieren sie ihre Arbeiten auch mit performativen Aktionen. Eine zentrale Rolle spielt dabei meist die Musik und deren technische Veränderung: Von analog zu digital, von der Schallplatte zur CD, vom musikalischen Datenträger bis zum rein digitalen Speichermedium. Das vergangene Medienzeitalter wird kurzzeitig als Wandzeichnung in Tusche gebannt und mit  Sujets, die in der Natur und im Alltag zu finden sind, neu kombiniert.
Monica Germann & Daniel Lorenzi


1 Unter Vanitas versteht man die symbolische Darstellung der Unbeständigkeit und Zerbrechlichkeit menschlichen Lebens, in: Symbole und Allegorien, Bildlexikon der Kunst Band 3, Berlin 2003, S. 360.


Text: Sibylle Meier
Bild:  Monica Germann & Daniel Lorenzi

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Exhibition
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Zürich
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