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Das Kunsthaus Langenthal zeigt die erste institutionelle Einzelausstellung von Rémy Bender im Rahmen von New Heads 2022, dem Förderpreis für Absolvent:innen des Masterstudiengangs Bildende Kunst an der HEAD – Genève.

Der Walliser Künstler Rémy Bender (*1988, lebt in Sion) arbeitet mit der Topographie, mit Mediengeschichte und der Geschichte der Abbildung und mythischen Überhöhung der Alpen. Ausgangspunkt ist dabei eine geografische Besonderheit in der Nähe seines Heimatdorfes, eine Senke (frz. Creux) auf 2000 M.ü.M., in der es keine Aussicht gibt, dafür Steine, Steinböcke, kilometertiefe Höhlen und alte Sagen von armen Seelen. Rémy Bender macht mittels selbstgebauter Maschinen Aufzeichnungen an diesem Ort und bringt diese in den Ausstellungsraum, etwa mit einer windbetriebenen Kamera, einem Steinprojektor, einem Solarballon und Steinbockhörnern, die Klänge erzeugen.

Die Dépression du Grand Cor, eine 35 Meter tiefe Senke oberhalb von Fully ist Ausgangspunkt der Werkgruppe, die Bender in der Ausstellung zeigt. Seit seiner Kindheit besucht er diesen eigenartigen Ort. Im Februar 2022 verbringt er dort eine Woche im Zelt, und er recherchiert zu den geografischen und historischen Zusammenhängen, etwa zu den Karsthöhlen, durch die das Wasser bis ins Tal fliesst oder zu den Steinböcken, mit denen alpine Identität oft verbunden wird, der bei uns aber seit dem 17. Jh ausgestorben war und erst Anfang 20. Jahrhundert durch eingeschmuggelte Tiere wieder angesiedelt wurde.

Bender konstruierte eine analoge Film-Kamera, die von Wind betrieben wird (und diesen dadurch mit aufzeichnet). Im resultierenden Film erinnern die Berge an das Meer, aus dem sie von 200 Millionen Jahren aufstiegen. Ebenfalls als analoges Kamera-Experiment entsteht ein Solarballon, der beim Aufsteigen einen Filmstreifen mitzieht. 

In alten Zeiten waren die Alpen bekanntlich zu weiten Teilen unerschlossen, waren ein Projektionsort für Geschichten von Geistern und armen Seelen, die auf Totenzügen über die Berge zogen, und denen es auszuweichen galt. Heute dominieren Freizeitaktivitäten, Tourismus und Wasserkraft. Die Klimaerwärmung mit Schneemangel und bröckelndem Permafrost könnte diese beinahe flächendeckende Nutzung bald wieder beenden. Vielleicht kommt dann eine Zeit für neue Bilder und Mythen.

 

Gleichzeitig im Kunsthaus Langenthal:

DISNOVATION.ORG Der lange Schatten des Aufwärtspfeils. Prototypen für das Postwachstum 02.02.–25.06.23

Der Pfeil, der immer nach oben zeigt, steht für die Fortschrittserzählung, nach der Wirtschaftswachstum und technologische Lösungen die von ihnen verursachten Störungen des Ökosystems lösen werden. Die Ausstellung veranschaulicht dieses Denken und dessen Leerstellen und setzt ihm die Ideen und transformativen Praktiken des Postwachstums entgegen. Die Serie von Videos, Installationen und Texten, laufend um neue Kapitel ergänzt, wurde von einer internationalen Gruppe aus Kunst und Wissenschaft rund um das Kollektiv DISNOVATION.ORG erarbeitet. In Langenthal wird sie erstmals im deutschsprachigen Raum gezeigt.

 

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Exhibition
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Rémy Bender

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Kunsthaus Langenthal
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