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Der seit 2019 bestehende Verein ARK Basel sammelt regionales Kunsterbe, um es einer kulturell interessierten Öffentlichkeit und der Wissenschaft zu erhalten. Im ehemaligen Coop-Verteilzentrum in Pratteln betreibt er seit 2020 das Archiv für Regionale Künstler*innen-Nachlässe und realisiert jedes Jahr eine Ausstellung mit Werken aus seinen Beständen. Wegen der Bauarbeiten auf dem Areal der Zentrale Pratteln findet die diesjährige Schau im Projektraum M54 an der Mörsbergerstrasse in Basel statt. Nach der Ausstellung über das Werk Agat Schaltenbrands im Jahr 2020 präsentiert ARK Basel vom 19. bis zum 29. Oktober wiederum eine Künstlerin: «Tilly Keiser (1921–2001): Trotzig | Träumend»

Das Selbstporträt im roten Mantel trägt den Titel «Junge Mutter» und ist eines der späten Bilder von Tilly Keiser. Ihr Blick ist herausfordernd, fast trotzig. Die Kleidung verleiht ihr die Aura einer Diva. Die Augen gehen schräg nach oben ins Reich der Träume. An der Hand, aber sehr weit weg, hält sie ihren kleinen Sohn. Das Werk drückt eine Spannung aus, die Tilly Keisers ganzes Leben durchzieht: Sie ist Mutter und Künstlerin, selbstbewusst und innerlich zugleich. Sie besitzt Talent und Ausbildung, arbeitet aber weitgehend im Verborgenen und sucht nicht die Öffentlichkeit. Der scheinbare Widerspruch und die zugrunde liegende Biografie sind nicht ungewöhnlich für ihre Zeit. Inwieweit dieses «Frauenschicksal» den traditionellen Geschlechterzuschreibungen geschuldet ist und in welchem Mass auch ihre eigene Persönlichkeit dazu beitrug, wird ansatzweise vom dokumentarischen Nachlass der Künstlerin erhellt.

Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt durch das Schaffen von Tilly Keiser und spart auch ästhetische Verstiegenheiten nicht aus. Aufschlussreich für die späteren Vorlieben (das spätere Pathos) sind u.a. die fotografisch erhaltenen Filmplakate, die sie als Jugendliche für das Liestaler Kino UHU malt. Ein erster Höhepunkt ihres Schaffens zeigt sich in einer Reihe von Figurenszenen und Porträts, die nach der Marokkoreise 1967 entstanden sind. Die träumerischen USA-Landschaften der 1970er lassen sich im Nachhinein auch als Vorspiel der berührenden Bilder vom Sterben und Tod Max Kämpfs lesen, der ihr sehr zu schaffen macht. Nichtsdestotrotz blüht ihre Malerei nochmals auf. Keiser befreit sich von der «Basler Graumalerei», wird bunter und gestisch grosszügiger. Sie hat ihren künstlerischen Ausdruck und damit die Verwirklichung ihres Traums gefunden.

Konzipiert wurde die Ausstellung von Andreas Chiquet, Franziska Hofer und Marc Keller. Weitere Informationen können Sie dem Flyer entnehmen, den wir Ihnen beilegen.

Infos

Event Type
Exhibition
Date
-
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Artist(s)

Details Name Portrait
Tilly Keiser

Institutions

Title Country City Details
Projektraum M54
Switzerland
Basel
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