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Die Ausgangslage

Pascale Wiedemann und Daniel Mettler sind seit 20 Jahren im Leben ein Paar und lediglich ein wenig kürzer – seit 2002 – stellen sie zusammen Kunst her und sind somit auch ein Künstlerpaar. Vier Einzelausstellungen haben sie für die Galerie zusammen entwickelt. Für ihre fünfte gemeinsame Präsentation wählten sie eine neue Vorgehensweise für die Herstellung der gezeigten Werke, die im Vergleich zu den früheren Ausstellungen als dialogischer bezeichnet werden kann, da die Kunstwerke auf direkten Austausch beruhen.

Die Bestandteile

Der Pfad der Liebenden, die lovers’ lane entfaltet sich in 33 Bilderpaaren von jeweils einer Fotografie von Daniel Mettler und einer Malerei auf Samt, oder einer Schnittarbeit aus LycraStoff oder einer Enkaustik von Pascale Wiedemann. 32 Bilderpaare hängen als Fries, der bei der Eingangstür der Galerie beginnt und sich über die gesamte, vom Eingang gesehene rechte Wand der Galerie bis zur Öffnung in die Büroräumlichkeit über insgesamt 25 Meter zieht. Die Wand zur linken des Eingangs bleibt leer ausser einem erheblich grösseren übereinander gehängten Bilderpaar. Die Präsentation in Friesform vermeidet starke dramaturgische Gewichtungen: Die einzelnen Bilderpaare treten gleichwertig auf. Der Fries stellt eine Filmstrecke dar, die das Publikum abschreitend erkundet. Die Hängung ermöglichte es dem Künstlerpaar, feine rhythmische Akzente zu setzen, zum Beispiel durch die Wiederholung von fotografischen Motiven oder haptischen Momenten in den Gemälden.

Die Spielregeln

Der Dialog, die Zusammenstellung der Bilderpaare wurde angestossen von einer Arbeit, die entweder Pascale Wiedemann oder Daniel Mettler dem Partner, bzw. der Partnerin zur Auswahl stellte. Die Arbeit wurde in den Topf der Erinnerungen geworfen. Darauf reagierte entweder Daniel mit einer Fotografie auf das Bild von Pascale oder umgekehrt Pascale auf die Fotografie von Daniel. Die Titel der Fotografien von Daniel sind Ortsangaben – den gemeinsam bereisten Orten ordnete Pascale in Form eines Gemäldes eine Emotion mit bezeichnendem Titel zu. Die Zusammenstellung der Bilderpaare kann für Aussenstehende durchaus verblüffend sein, und vielleicht ist die Wahl, die Antwort des Partners, sogar für das Paar selber nicht immer gleich einsichtig. Interessant wäre es sicherlich gewesen, der Diskussion des Paars beizuwohnen, die die Entstehung der Bilderpaare begleitete, aber vielleicht lässt sich dieser Austausch fiktiv nachempfinden.

Das Beispiel

Das Bilderpaar mit der Bezeichnung Rimini/bestimmt, die Einladungskarte der Ausstellung, soll gesondert betrachtet werden. Die Wahl der genaueren Analyse dieses Bilderpaars ist zufällig und verdankt sich mehr der Tatsache, dass es gedruckt vorliegt. Wer könnte diesen Dialog begonnen haben? War es Daniel Mettler, der die Fotografie Rimini seiner Partnerin zur Antwort vorlegte, oder umgekehrt, überraschte Pascale Daniel mit dem virtuosen Lycra-Bild? Fiel die Wahl aus formalen Überlegungen und Affinitäten, aufgrund der Korrespondenz der Farbklänge der roten Rolltreppenbrüstung und des roten Lycra-Grunds oder der Zentrierung des weissen Mittelgrunds in beiden Bildern in der Form einer Wolke in der Fotografie und der weissen Aussparung im Lycra-Bild? Was bedeutet der lapidare Bildtitel „bestimmt“ von Pascale? Ist es eine spöttische Antwort, macht sie sich über Daniel lustig, da er mit dem Hochhaus ein Gebäude ins Bild gesetzt hat, das sich nicht in Rimini befindet. Oder stimmt sie ihrem Partner resolut bei – ja, klar! Bestimmt da waren wir zusammen vor einigen Jahren, so sah es aus.

Die Bedeutung

Die Zusammenstellung jedes der Bilderpaare beruht auf unterschiedlichen Gründen. Manchmal dürfte für die Auswahl die Erinnerung an einen Ort ausschlaggebend gewesen sein. Alle in den Fotografien genannten Orte wurden vom Paar gemeinsam bereist und beinhalten Erinnerungen. Manchmal mischt sich in der fotografischen Überblendung eine andere Örtlichkeit ins Bildgeschehen. Alle Titel der Fotografien von Daniel Mettler entstanden unabhängig von den Titeln der Malereien. Die Titel von Pascale sind natürlich emotionaler, da sie nicht einfach Orte bezeichnen, obschon die Orte in der Rückschau emotionale Kraft beinhalten können. Der Weg der Liebenden ist verschlungen, er wird gespeist von den gemeinsamen Erinnerungen, die verschiedene Farben, Formen, Gerüche und Klänge heraufbeschwören. Die 33 Bilderpaare besitzen für wiedemann/mettler ihre besondere persönliche Bedeutung. In der genauen Betrachtung und Analyse kann die vordergründige Privatsprache der Bilderpaare zu einer allgemeingültigen Aussage gelangen. In diesen Bilderpaaren werden einerseits Ebenen der Beziehung von wiedemann/mettler ausgeleuchtet, andererseits allgemeinere Fragmente einer Sprache der Liebe enthüllt.

Die Zukunft

Auf der Wand gegenüber des Bilderfries und zusätzlich durch das grössere Format deutlich vom Fries abgesetzt hängt eine Fotografie des Innenraums des Nachtclubs “Zukunft“ in Zürich und eine Antwort von Pascale in der Form eines grossen hellblauen Lycra-Bildes mit Aussparungen und Akzentsetzungen in der oberen Bildhälfte. In diesem Bilderpaar ist die Wahlheimat des Künstlerpaars prominent ins Bild gesetzt: Ein Bekenntnis zu ihrem aktuellen Lebensmittelpunkt und für eine gemeinsame, beschwingte Zukunft.

Infos

Event Type
Exhibition
Date
-
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Artist(s)

Details Name Portrait
Wiedemann/Mettler

Institutions

Title Country City Details
Lullin + Ferrari
Switzerland
Zürich
Switzerland
Zürich