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stadtprojektionen — Kunst und Architektur im nächtlichen Einklang

St. Gallen — Anna Vetsch und Nina Keel lernten sich während ihres Studiums der Fotografie- und Kunstgeschichte kennen und entdeckten dabei schnell ihr gemeinsames Interesse für den öffentlichen Raum. «Wir laufen ständig dieselben Strassen entlang, ohne zu merken, dass diese Orte uns allen gehören», erklärt Vetsch. Um genau das zu ändern und die Schauplätze von St. Gallen zu aktivieren, gründeten sie 2016 die stadtprojektionen, ein Projekt, das ausgewählte Gebäudefassaden während jeweils vier Nächten zum Leuchten bringt. Die beiden gebürtigen St. Gallerinnen werden mit jeder Ausgabe selbst zu Entdeckerinnen bislang unbekannter Geschichten und versteckter Orte.
 
Dieses Jahr hauchen neun Kunstschaffende dem Viertel rund um den Silberturm und die Primaschule St. Fiden neues Leben ein. «Es geht nicht nur darum, eine Wand mit einer Projektion zu bedecken», sagt Keel. «Wir tauchen tief in die Geschichte des Ortes ein.» So herrscht auf dem Pausenhof dank der filmischen Arbeit ‹Moby Dick› (2000) von Guy Ben Ner auch in der Dunkelheit buntes, jedoch tonloses Treiben. Der Kurzfilm ist angelehnt an die Wildheit von Kindern und ihre Fantasiewelten – die manchmal in der kurzen Zeit einer Pause auf dem Schulhof aufflackern. Beim Silberturm erzeugen die emporsteigenden Hände und Arme aus Mélodie Moussets Filminstallation ‹HanaHana› (2016/2024), die sich an der Decke des Einganges bewegen, ein faszinierendes Spiel zwischen Realität und Fiktion. Die aalglatte Ästhetik von ‹HanaHana› passt zu den Alupaneelen des silbrigen Turms und zieht die grossmassstäbliche Anlage weiter ins Futuristische.
 
Mittlerweile haben die stadtprojektionen einen festen Platz in St. Gallen, und sie sind auch gegen die Unberechenbarkeit des Wetters besser gewappnet: professionelle Schutzgehäuse für die Beamer haben die improvisierten Abdeckungen mit Regenschirmen vom Anfang abgelöst. Und die Suche nach Fördergeldern? Ein Kraftakt, denn ein Projekt dieser Art, ohne feste Fünfjahresplanung und ohne Festivalcharakter falle nicht in das klassische Förderschema. Doch Keel und Vetsch lassen sich nicht beirren und die künstlerische Freiheit stehe für sie immer an erster Stelle. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könnten, die stadtprojektionen über St. Gallen hinauszutragen, winken beide nach kurzem Überlegen ab. «Das würde bedeuten, dass wir uns auf einen anderen Ort über eine längere Zeit einlassen und dort leben. Darum kommt das aktuell eher nicht infrage, aber wer weiss, was die Zukunft bringt.»

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ANI – Verein für kuratorische Projekte
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