Encounter (2020)
Patrizipative Performance
Roter Teppich, Masse vairabel
In der Moschee von Sultan El-Naser Mohamed in Kairo faszinierten mich die raffinierten Girih- Motive und Gebetsteppiche.
In der islamischen Kunst stehen geometrische Girih-Motive für Perfektion. Im Laufe der Zeit wurden die systematisch ausgebildeten Muster immer raffinierter. Polygonale oder kreisförmige Motive wiederholend, überlappen sie sich oder erscheinen ineinander verflochten, während sie einer perfekt symmetrischen Konstruktion unterworfen bleiben. Symmetrie ist Ausdruck und zugleich Werkzeug des menschlichen Geistes zur Verarbeitung von Information.
Für meine Bodeninstallation wählte ich das einfachste Girih-Muster aus. Um die mathematische Perfektion zugunsten der sozialen Perfektion zu brechen, liess ich einige Linien – genauer: Streifen – aus.
Ein grosses, aber nicht perfektes Girih-Motiv, bestehend aus 25 cm breiten Bändern aus rotem Teppich, breitete sich auf dem Boden aus. Der ‹rote Teppich› verweist auf den Laufsteg – ein Zeichen der Exklusivität, von Ruhm, Macht und Erfolg – und zitiert hier gleichzeitig die in Moscheen verlegten Teppiche, die ganz anders konnotiert sind.
Das Publikum wurde eingeladen, die Schuhe auszuziehen und auf dem Teppich zu gehen, ohne die rote Bahn zu verlassen. Deren schmales Ausmass lässt ein Kreuzen nicht ohne Weiteres zu, womit irgendwann das Treffen zwischen zwei Besuchern unvermeidlich wird. Gleichzeitig bleibt die Idee des Laufstegs spürbar, beeinflusst den gewohnten Gang und verdeutlicht den Einfluss, den Gegenstände auf das menschliche Verhalten ausüben.