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Kunstschaffen im Jetzt — Zwei Fragen an Uriel Orlow

Kunstbulletin: Was sind in Deinen Augen die grossen Herausforderungen für die Kunst beziehungsweise für Deine Kunst in den kommenden Monaten oder Jahren?
Uriel Orlow: ls Gesellschaft stehen wir momentan vor grossen Baustellen, vor allem erleben wir eine enorme Polarisierung. Auch die Kunstwelt spaltet sich zunehmend. Wie kann die Kunst diesen Dynamiken entgegentreten? Bilder und Räume entwerfen, in denen neue Welten, Zukünfte und anderes Zusammensein imaginiert werden können? Wie können wir unserer künstlerischen Arbeit treu bleiben, sie vor der Instrumentalisierung schützen? Wie können wir uns selbst, aber auch der Gesellschaft Zeit geben zum Innehalten, um andere Frequenzen und Resonanzen wahrzunehmen?

Kunstbulletin: Die Kunst ist ein wichtiger Resonanzraum. Gab es im letzten Jahr Momente, Begegnungen, Reaktionen, in denen Du das besonders stark wahrgenommen hast, aus denen Du auch Energie schöpfst fürs Weitermachen?
Orlow: Vor allem die Begegnungen und die Zusammenarbeit mit Menschen, die einen alltäglichen Bezug zur Natur pflegen, haben mich immer wieder genährt: in Kathmandu bei Senfanbauern, in Genf mit den Naturfoscherinnen und Aktivisiten von La Libellule im Rahmen der Reconnecting Earth Biennale und in Südtirol mit Kindern eines Waldkindergartens. Auf ihre eigene Weise sind sie alle mit der Pflanzenwelt verstrickt, lernen von ihr, passen sich auch an sie an und leben ein anderes Zusammensein – und zwar in einem mehr-als-menschlichen Gefüge – vor. Das inspiriert und gibt Energie.

à Der Dialog war Teil einer Umfrage bei ausgewählten Schweizer Kunstschaffenden zur Stimmungslage Anfang 2024. Die Rückmeldungen aller beteiligten Künstler:innen sind in Auszügen im Kunstbulletin 1-2/2024 erschienen.

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Details Name Portrait
Uriel Orlow