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Die fünfte Ausgabe steht in Zusammenhang mit den aktuellen Ausstellungen des Kunstmuseums Olten rund um den Werkstoff Keramik und das Schaffen der Berner Keramikerin Margrit Linck. Zu sehen sind zwei Skulpturen einer ehem. Mitarbeiterin der Linck-Manufaktur:

KARIN LEHMANN (*1981)
Jetztmensch, 2015
Acrystal, Gips, Styropor
105 x 86 x 97 cm
200 x 99 x 99 cm
Leihgabe der Künstlerin

Entstanden sind die Skulpturen für eine Schaufensterausstellung im Berner Warenhaus LOEB. Die Intervention ging der Frage nach, wie die Verknüpfung von Herkunft, Erinnerung, kollektivem Wissen und noch nicht Geschehenem hergestellt werden kann. Wie lässt sich eine Annäherung an die gegenwärtige Daseinsform des Menschen thematisieren und künstlerisch erforschen?

Der «Jetztmensch» beschäftigt sich mit der eigenen Gegenwärtigkeit anhand seiner Geschichte und seiner Entwicklung – Lehmann wählt als Bild dafür elementare Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Ihre überdimensionierten Vasen muten archaisch an und gemahnen mit ihren fingierten Flicknähten an archäologische Fundstücke. Sie verweisen auf die Ursprünge menschlicher Kulturtechniken und deren Erforschung sowie auf die Wurzeln eines uralten Handwerks: der Töpferkunst.

Diese erlebt zwar – als Authentizität verheissender Gegenpol zur zunehmenden Digitalisierung und Virtualität unseres Lebens – im Kontext urbaner Freizeitgestaltung und hippen Lifestyles gerade eine eigentliche Renaissance, nichtsdestotrotz ist die Töpferei als Beruf ein Auslaufmodell.

Geschirr, Transport- und Lagergefässe werden industriell gefertigt, unter Verwendung immer neuer Materialien und Technologien, um den wachsenden Ansprüchen an Grösse, Belastbarkeit und globaler Standardisierung zu genügen.

Höchst anspielungsreich erweist sich in diesem Zusammenhang die augenzwinkernde Material-wahl der Künstlerin: Für die beiden Vasen hat sie – als versierte Töfperin – nicht etwa Töpferton, sondern vielmehr moderne Werkstoffe wie Acrystal, Styropor und Gips verwendet.

Die uns in den Blick nehmenden Gesichter der Vasen erinnern indes an das menschliche Bedürfnis nach Veredelung und Schmuck, das vielen kulturellen Leistungen zu Grunde liegt. Die von den Gesichtszügen akzentuierte Verwandtschaft zwischen Gefäss- und menschlichen Körperformen lässt die Objekte für die Betrachtenden zum Spiegel werden.

Mit der für sie charakteristischen Leichtigkeit und Stringenz räsoniert Karin Lehmann – ganz Jetztmensch – feinsinnig und witzig zugleich über das Wesen menschlichen Handelns und Seins.

Die Berner Künstlerin Karin Lehmann (*1981) interessiert sich für den Arbeitsprozess, der die endgültige Form ihrer Objekte, Skulpturen und Installationen mitbestimmt, und setzt den Fokus auf einen Umgang auf ‹Augenhöhe› mit dem Ausgangsmaterial. Praktisches Wissen, handwerkliche Meisterschaft, Experimentierfreude und Reflexion gehen bei ihr Hand in Hand. Mit Leichtigkeit und feinem Humor schlägt sie so die Brücke zwischen einem konzeptuellen Ansatz und handwerklichem Können.

Nach dem Besuch der Keramikfachklasse an der Schule für Gestaltung in Bern hat sie einen Master in Bildender Kunst an der Hochschule der Künste Bern HKB erlangt, wo sie heute Studierende in der Keramikwerkstatt unterstützt. Während dem Studium arbeitete sie als Dreherin in der renommierten Keramikmanufaktur Linck in Worblaufen. Nach einem längeren Aufenthalt in London lebt und arbeitet Lehmann heute wieder in Bern. Ihr Schaffen war in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Aktuell ist sie an der Ausstellung «Linck. Reloaded» im Kunstmuseum Olten beteiligt.

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