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Wild Grammar

Das EMAF widmet sich 2019 unter dem Titel „WILD GRAMMAR“ der Frage nach der transformativen Kraft der Sprache. Vom 24. bis zum 28. April werden dazu zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland erwartet. Die Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück ist bis zum 26. Mai zu sehen.

Gerade künstlerische Sprachen haben immer wieder gegen die Vereinfachung und Verfestigung unseres Bildes von Wirklichkeit angearbeitet: Sie haben bewusst Un-Sinn produziert, Widersprüche kultiviert, Hierarchien auf den Kopf gestellt und neue Codes erfunden, die uns die Welt auf andere Weise sehen und erfahren lassen. Gleichzeitig zeigt ein Blick in Geschichte und Gegenwart, wie Sprachen – auch künstlerische Sprachen – immer wieder für politische Zwecke instrumentalisiert werden. Die wuchernde Dynamik und „wilde Grammatik“ etwa, die derzeit die Kommunikation in den sozialen Medien prägt, ist bestens dazu angetan, gefühlte Wirklichkeiten zu erzeugen und komplexe Erfahrungswelten in eindimensionalen Weltbildern zu fixieren. Das Thema „WILD GRAMMAR“ geht diesen Widersprüchen in Filmprogrammen, Ausstellungen und einer Konferenz nach.

Die Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück versammelt einige internationale Setzungen der grammatikalischen Grenzverschiebungen, des freien Umgangs mit Regeln und Normen der Bild-Sprache, der Kunst und des Kunstbetriebs. Die Künstler*innen beschäftigen sich mit der Poesie und analytischen Wirkmächtigkeit von Sprache, mit den Irrungen und Wirrungen unterschiedlicher Landessprachen und Spracherfassungen ebenso wie mit dem Ausdruck des Körpers oder den diversen Bildsprachen und -ritualen der Populär-Medien.

Ein Beispiel ist die Lecture-Performance von Erik Bünger: Ein Thema, das darin immer wieder auftaucht, ist die menschliche Stimme, ihre kulturellen, sozialen und psychologischen Funktionen. Büngers besonderes Interesse gilt dabei dem Einfluss, den Technologien der Aufzeichnung und der Reproduktion nehmen. Sprachphilosophisch analysiert der Schwede Bünger die Macht, Irrationalität und den Widersinn der Stimme in der Popmusik, in Film und Medien.

Ginta Vasermane beschäftigt sich in ihrer mehrkanaligen Videoperformance mit den elitären Orten von Debatten in Parlamenten, Hörsälen oder Konferenzräumen und den darin stattfindenden im wahrsten Sinn ausufernden, grenzüberschreitenden Diskussionsverläufen. Die gebürtige Lettin, die in Amsterdam lebt, zeigt Raufereien, tätliche Angriffe und diskursives Ringen.

Ale Bachlechner und Felix Zilles-Perels dagegen gehen in ihrer Arbeit „Studio Hallo“ sehr frei mit den Codes und den etablierten Bild-Sprach-Mustern von TV- und Streaming-Serien um und betreiben damit eine namenlose Verdichtung von Gedanken und Gefühlen.

Das EMAF gilt international als eines der einflussreichsten Foren für zeitgenössische Medienkunst. Das Festival versteht sich als Experimentierfeld und Labor, in dem außergewöhnliche Arbeiten und Projekte entstehen und präsentiert werden. Jedes Jahr kuratieren unabhängige Auswahlkommissionen ein internationales Programm, das seinen Besucher*innen in Osnabrück einen aktuellen Überblick über Experimentalfilme, Installationen, Performances, digitale Formate und hybride Formen bietet.

Künstler*innenliste. Jo Caimo (BE), Lena Marie Emrich (DE), Hanne Lippard (NOR), Jens Pecho (DE), Roee Rosen (ISR), Studio Hallo (DE), Catharina Szonn (DE), Ginta Tinte Vasermane (NL/LV), Wermke/Leinkauf (DE), Anna Witt (DE) u. a. m.
 

 

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Kunsthalle Osnabrück
Deutschland
Osnabrück
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