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Lotta Gadola hat sich im Jahr 2019 erfolgreich für die Publikation «Junge Kunst Stadt Luzern» beworben, die ihr von der Kommission Bildende Kunst Stadt Luzern verliehen wurde. In ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigt sie sich mit dem menschlichen Körper und seinen Verhaltens- und Bewegungsmustern. Oftmals setzt sie ihren eigenen Körper als unmittelbares Werkzeug und Material ein, um in verschiedenen Medien – Video, Fotografie, Plakate, Objekte – ihre performativen Aktionen festzuhalten. Das Interesse der Künstlerin gilt dem zeitgenössischen Diskurs um, über und mit dem Körper und seiner permanenten Relation zu gesellschaftlichen und identitätsstiftenden Themen.

Im Zentrum ihrer Ausstellung mit dem Titel «Traces in Sight» steht eine Zweikanal-Videoinstallation, die sechs verschiedene Bildteile auf zwei Wandsegmente projiziert. In menschlicher Übergrösse realisiert die Künstlerin performative Abbilder ihrer eigenen Körperlichkeit und nimmt dabei verschiedene Posen ein. Lotta Gadola schöpft für die Bildfindung aus präzisen Beobachtungen des Alltäglichen; die Referenzen für ihre adaptierten Körperhaltungen stammen aus Gruppenansammlungen von Jugendlichen im öffentlichen Raum sowie gezielter Recherche auf Instagram in Bezug auf die Werbe-Inszenierungen von Sportartikelherstellern. Die weltberühmten drei Streifen zeichnet Lotta Gadola ihrem eigenen Körper als optisches Wiedererkennungsmerkmal entlang und erzeugt durch ihre Haltungen auf der Drehscheibe skulpturale Momente.

Die Videoinstallation wird flankiert von englischsprachigen Satzfragmenten, welche die Künstlerin aus dem 2020 veröffentlichten Werbevideo «Lead the Change» von Adidas entlehnt. Die aphoristisch wirkenden Aussagen verweisen auf die identitätsstiftenden Strategien von Werbemitteln, die vor allem in den Sozialen Medien einen grossen Einfluss auf die Jugend- und Populärkultur haben. Lotta Gadola untersucht das Versprechen der Massenkultur, jedem zu einem individuellen Selbst zu verhelfen. Die Vorliebe für bestimmte Modeprodukte schafft unter Gleichgesinnten und -gestylten innerhalb der Gruppierung ein Gefühl der Sicherheit, Orientierung und Zugehörigkeit, wobei sich die Abgrenzung zu anderen Jugendkulturen durch Outfit, Verhaltensweise und Lebensstile auszeichnet. Gleichzeitig funktionieren die in Grossbuchstaben geschriebenen und reliefarteigen Satzfragmente als «Lead», um einen Leseanreiz für die anderen Werkgruppen zu schaffen.

In der Nische sowie dem Kabinett trifft man auf gekleisterte Plakate mit Abbildungen von repräsentativen, aber verlassen wirkenden Architekturen. Den Impuls für das Interesse und das Aufsuchen solcher Orte erhielt Lotta Gadola während ihrem Artist-in-Residence Aufenthalt in Paris; in der Grossstadt treffen sich die Jugendlichen – von der Künstlerin in einem kurzen Handyvideo festgehalten – innerhalb von geschichtsträchtiger Architektur und widmen sich dem «cornern», dem Beisammensein und Trinken an einer Strassenecke. Die Verbindung zwischen den inszenierten Körperposen innerhalb der raumgreifenden Videoinstallation und den fotografierten Architekturen liegt auch in der Abwesenheit der Community; die beliebten Verweilplätze im öffentlichen Raum bleiben leer und trotzdem sind die Verhaltensweisen, Markenkleidungen (in der Kunsthalle hängt der «Pull-Over» permanent an der Garderobe) und Körperhaltungen gewissermassen präsent.

Lotta Gadola (*1991 in Singen DE, aufgewachsen in Stäfa ZH, lebt und arbeitet in Luzern) studierte Bildende Kunst an der Hochschule Luzern – Design & Kunst und schloss 2018 den Master of Arts in Fine Arts mit dem Major Art Teaching ab. Für ihre Abschlussarbeit wurde sie mit dem Förderpreis der Max von Moos Stiftung ausgezeichnet und hat in den letzten zwei Jahren weitere Anerkennungen für ihre künstlerische Arbeit erhalten (Publikation Junge Kunst Stadt Luzern, Atelier Stipendium der Stiftung Atelier Cité Paris). Seit 2018 befindet sich das Atelier von Lotta Gadola im Gelben Haus in Luzern.

SA 17.04.2021, 14.00 - 20.00 Uhr
Eröffnungstag
Vorstellung der Publikation: Eva-Maria Knüsel, Kommission Bildende Kunst Stadt Luzern
Einleitende Worte zur Ausstellung: Michael Sutter, Leiter Kunsthalle Luzern

SA 8. Mai 2021, 19.30 Uhr & SO 9. Mai 2021, 18.00 Uhr
«at eye level» Performance von Lotta Gadola, Mahtola Wittmer und Maura Wittmer. im Rahmen vom «Streitfestival». in Kooperation mit Kulturkeller Winkel, Luzern.
Anschliessendes Programm im öffentlichen Raum und im Kulturkeller Winkel.

MI 19. Mai 2021, 14.00 bis 19.00 Uhr
Künstlerin und Kurator vor Ort

SO 30.05.2021, 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Finissage
15.00 Uhr: Gespräch mit der Künstlerin Lotta Gadola, Medientheoretikerin Doris Gassert, Kurator Michael Sutter

Infos

Veranstaltungstyp
Ausstellung
Datum
-
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Künstler:innen

Details Name Portrait
Lotta Gadola

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Kunsthalle Luzern
Schweiz
Luzern
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Lotta Gadola — Traces in Sight