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Die in Nidwalden geborene und in Obwalden aufgewachsene Künstlerin Olivia Abächerli (*1992 in Stans NW, lebt und arbeitet in Bern) erhält in der Kunsthalle Luzern ihre erste institutionelle Einzelausstellung.

Für «The center and the other» widmet sich Olivia Abächerli ortsspezifisch dem historischen Gebäude mit dem Bourbaki-Panorama: das Panorama steht sinnbildlich für die Kunstform der Aufklärung – der allwissende Mensch, das «neutrale Subjekt» steht im Zentrum und geniesst die volle Übersicht über die Welt. Dieses aufklärerische Weltbild wird in aktuellen Debatten in der Wissenschaft, Philosophie oder Sozialanthropologie hinterfragt und es wird stattdessen eine „Mehrperspektivität“, das Existieren vieler Perspektiven anerkannt. Genau diese Multiplizität von Perspektiven – und dabei das Einordnen seiner eigenen Position als eine unter vielen – ist ein Kerninteresse, das sich durch die künstlerische Arbeit von Olivia Abächerli hindurchzieht.

«Wie werden wir sozialisiert, geformt, geprägt, in welchem Kontext stehen wir und was hat das zu bedeuten? Wo stehe ich im Bezug zu dir, zur Familie, zur Klimakrise, im Bezug zu einem Stück Kuchen oder zu einem Kieselstein? Erst wenn ich das spezifische an meiner Position und meiner Perspektive erkenne, kann ich erahnen, dass jemand anderes eine andere Perspektive einnimmt.»

Äusserst signifikant in ihrer Arbeit sind die kartographischen Arbeiten und Übersichtspläne mit ihren jeweiligen inhaltlichen Korrespondenzen. So erforscht und kartografiert sie Zusammenhänge aus den Bereichen Soziologie, Kultur, Historie oder Umwelt. Sie stellt politische Fragen in den Raum die sie selbst entweder betreffen oder umtreiben, und positioniert sich exemplarisch dazu. Ihre multimediale Arbeit aus Texten, Video, Sound, Animation, Installationen und selten auch Objekten ist fast immer mit einer zeichnerischen Handschrift versehen, die auf das schnelle, prozesshafte, auf ein persönliches oder intimes Skizzieren hinweisen. Die zeichnerische Ebene steht demnach für einen intimen Blick auf das Recherchierte, oder für einen sinnlichen Zugang zu komplexen Zusammenhängen. So kann Olivia Abächerlis Arbeit meist als Versuch gelesen werden, zeichnerisch Navigationssysteme zu entwickeln für die Orientierung in einer komplexen Realität, oder eher: in einer Vielfalt von Realitäten.

Was haben der intersektionale Feminismus oder das Prinzip von Eigentum mit der Schwierigkeit zu tun, saisonal einzukaufen? Oder warum tendiere ich dazu zu denken, dass ich recht habe? Für die Kunsthalle Luzern entwickelt Olivia Abächerli unter anderem eine subjektive Kartografie, ein Ausschnitt eines Denkhorizonts. Dazu gehören eine Wandzeichnung, Video-Arbeiten, geätzte Kupferplatten oder gefräste MDF-Boxen. Auch Objekte von Künstlerinnen aus ihrem persönlichen Umfeld, die ihre Arbeit und ihr Denken prägen, finden in ‚the center and the other‘ Platz.

Schlussendlich ist die Ausstellung aber nicht nur ein Versuch, die Welt zu sortieren, sondern sie spricht auch von einem Gefühl der Überforderung: von einem in die Gegenwart übertragenen Schwindel, der einem überfällt, wenn man ganz nah vor einem Panorama steht – oder wenn wir die komplexe Gesamtheit der Welt sehen möchten.

 

 

Vernissage

DO 22.06 2023, ab 19.00 Uhr
Begrüssung & einleitende Worte zur Ausstellung: Michael Sutter, Leiter Kunsthalle Luzern

 

Rahmenprogramm 

MI 05.07.2023, 18.30 Uhr
Doppelführung & Diskussion: Museum Bourbaki Panorama & Kunsthalle Luzern
Mit Olivia Abächerli (Künstlerin), Etienne Wismer (Kunsthistoriker), Irène Cramm (Museumsleiterin Bourbaki Panorama) und Michael Sutter (Leiter Kunsthalle Luzern)
Teilnahme kostenlos / keine Anmeldung notwendig

 

Finissage und Gespräch

SO 13.08.2023, 14.00 bis 17.00 Uhr
15.00 Uhr: TALK mit Künstlerin & Kurator

Infos

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-
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Olivia Abächerli

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