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Seit über zwei Jahrzehnten beschäftigt sich Andrina Jörg als Künstlerin mit zeitgenössischen Wahrnehmungen und Darstellungen von Natur und deren thematischen Verflechtungen mit Konsum.

Die über mehrere Jahre hinweg stetig wachsende Anzahl von fotografischen Arbeiten und ortsbezogenen Installationen zur Flora und Fauna der Paranatur entsteht in der Auseinandersetzung mit dem Natur- resp. Kulturbegriff. Die vordergründige Spielerei mit Form- und Farbanalogien von Natur und Konsumgegenständen stellt unsere Wahrnehmung auf die Probe, der Naturbegriff wird angesichts technischer Entwicklungen wie zum Beispiel der Gentechnologie je länger je schwieriger zu definieren.

In den letzten Jahren ist im Rahmen des «Paranatur»-Projekts ein narratives Display aus beweglichen Elementen hervorgegangen. Mittels Fotografien, Objekten, Installationen, Interventionen, Taxonomien und Texten, welche die «Paranatur» thematisieren, agiert und interveniert die Künstlerin je ortspezifisch und kontextbezogen. Aus dem Ordnen und Klassifizieren der Dinge ist zudem ein Bestimmungsbuch hervorgegangen.

Mittels Strategien der De- und Rekontextualisierung untersucht die Künstlerin in einem Langzeitprojekt, welches sie mittlerweile «Paranatur Forschungslaboratorium» nennt, wie Natur- und Konsumbilder resp. Alltagsobjekte und Mikro-Umgebungen, in denen Natur zur Darstellung kommt, in ihren Verschränkungen im Kontext von Konsum und Kultur Natur suggerieren und wie mit künstlerischen Mitteln traditionelle Vorstellungen von Natur überschritten werden können. Die künstlerische Strategie ist simpel: Alltägliche Verbrauchsmaterialien aus Plastik werden in die Natur verpflanzt, sodass aufgrund der Kompositionen und Kontextverschiebungen bei Betrachtenden eine Wahrnehmungsänderung erzeugt wird: Es werden neuartige Pflanzen assoziiert.  

Aufbauend auf ihrer künstlerischen Forschung hat Andrina Jörg im Kontext eines zweiwöchigen künstlerischen Vermittlungssettings mit zwei Schulen eine methodisch erweiterte Exploration durchgeführt, welche nebst den künstlerischen Strategien im Rahmen des Masters Research on the Arts erstmals sozialanthropologisch orientierte Forschungs- und Analysemethoden miteinbezog. Dabei ging sie der Frage nach, wie mit künstlerisch vermittelnden Methoden Vorstellungen einer fiktiven Pflanzenwelt auf der Ebene von Ästhetik und Spiel zur Darstellung gebracht werden, wie weit dabei auch Fragen des Konsums kritisch reflektiert werden können, inwiefern standardisierte Vorstellungen von Pflanzen übertroffen werden und wie dies mit sozialanthropologisch orientierten Methoden beschrieben werden kann.

Ihr Forschungsinteresse entwickelte sich vor dem Hintergrund aktueller ökologischer Situationen und neu gestellter Repräsentationsfragen zur Natur. In Medien und Politik sind unlängst Reizworte wie bspw. «Anthropozän oder «Mikroplastik» laut geworden: Im Kontext dieser Debatten werden Vorstellungen bezüglich einer (neu) zu denkenden Natur angerufen: wie wird Natur repräsentiert, wie sehen wir diese auch vor dem Hintergrund unserer Konsumansprüche, wie imaginieren wir eine zukünftige Natur und wie werden wir künftige Naturen assoziieren, beschreiben und definieren? In Wissenschaften, Kunst und Gesellschaft finden je länger je mehr Diskurse Eingang, welche die Verwerfung der ursprünglichen Trennung von Natur und Kultur vorschlagen und somit alternative Repräsentationsmodelle[1] und Definitionen von Natur(en) in Verhandlung bringen. Zu ihnen gehören auch die Wissenschaftler Bruno Latour und Philippe Descola.

 

 

 

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Metzgergasse
5000 Aarau
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Andrina Jörg

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