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Feminismen und Geografien

Das grenzüberschreitende Ausstellungsprojekt Starke Stücke dreht sich um Differenz – genauer: um sexuelle, kulturelle und körperliche Diversität. Sein künstlerischer Bezugspunkt ist die einzigartige Sammlung des FRAC Lorraine in Metz, eine der wichtigsten Institutionen für zeitgenössische Kunst in der Großregion. Mit der in der Stadtgalerie gezeigten Auswahl von Künstlerinnen konzentriert sich die Schau vor allem auf aktuelle Tendenzen in der Feministischen Kunst und die gesellschaftspolitischen, historischen und privaten Rahmenbedingungen, unter denen sie ent-standen sind. Gleichzeitig nimmt sie die geografische und kulturelle Diversität in den Blick, die sich im Werk jeder einzelnen Künstlerin abzeichnet.

Es sind ironische und humorvolle, ästhetische und hintergründige Begegnungen (Natalia LL (PL *1937)), bisweilen aber auch harte und schmerzhafte Konfrontationen mit weiblicher Lebensrealität, je nachdem wo wir ihr begegnen. In Europa und den USA gehörten die Vermessungen und Verletzungen des eigenen Körpers zum Kern der künstlerischen Arbeit der ersten Feministischen Avantgarde, die mit Künstlerinnen, wie Marina Abramovic (YU *1946), Esther Ferrer (ES *1937), Cecilia Vicuña (CL *1948) und Annette Messager (FR *1943) auch in dieser Ausstellung vertreten ist. Und ebenso wie sie drehen sich auch die Video-, Foto- und Performancearbeiten der nachfolgenden Generationen um körperliche und künstleri-sche Selbstbestimmung (Patty Chang (USA *1972)), Clarisse Hahn (CH *1973), um politische Auseinandersetzung (Guerrilla Girls (USA)) und neue künstlerische Ausdrucksformen sowie den kritischen Umgang mit kulturellen Rahmenbedingungen, die Frauen bis heute zur Projektionsfläche männlicher Vorstellungen (Ingrid Wildi Merino (CH *1963)) oder gar zur Ware machen (Ursula Biemann (CH *1955)). Dabei offenbaren gerade die Werke der außereuropäischen Künstlerinnen einen ebenso eindringlichen wie ironischen Umgang  mit der alltäglichen Problematik von Prostitution, institutionalisiertem Missbrauch oder politischer Gewalt. Sigalit Landau (IS *1969), Teresa Margolles (Mex *1963) und Ana Gallardo (AR *1958) vertreten diese Positionen ebenso drastisch wie kritisch, während Raeda Saadeh (PS *1977), Christina Lucas (ES *1973) und Tracey Moffat (AUS *1960) einen durchaus humorvollen Blick auf patriarchale Verhältnisse werfen, um der eigenen künstlerischen Position selbstbewusst und machtvoll Raum zu verschaffen. Auch Madeleine Berkhemer (NL *1973) erwidert den männlichen Blick, indem sie das Klischee des sexualisierten Frauenkörpers übersteigert und in abstrakte Strumpf- und Gummiinstallationen verwandelt, während das Künstlerinnenpaar Pauline Boudry (CH) und Renate Lorenz (CH) die Geschlechterverhältnisse auf den Kopf stellt und als flüchtige Ereignisse immer wieder neu inszeniert. Nicht zuletzt steht auch der koloniale Blick in dieser Ausstellung besonders im Fokus, wie in Marcia Kures (NI *1970) dadaistisch anmutenden Collagen oder in Tracey Roses (SA *1974) Video-arbeit Black Paintings: Dead white Man, in der die Macht der weißen Männer in Kontrast zur körperlichen Präsenz der schwarzen Frau gesetzt wird. Der eigene, unabhängig von westlichen Vorstellungen geprägte Blickwinkel und Zugang zur Welt ist schließlich Thema einer ganzen Rauminstallation der Nigerianerin Otobong Nkanga (*1974).

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