Direkt zum Inhalt

Alexander Jaquemet

Wie kann man etwas einfangen, ohne es zu zerstören? Es ist eine grundlegende Frage an die Fotografie, die Augenblicke auf Papier zwar festzuhalten vermag, aber damit auch deutlich macht, dass diese unwiederbringlich verloren sind. Alexander Jaquemet findet in seiner Schmetterling-Serie eine Antwort im Unspektakulären, die ungemein sinnlich und poetisch ist. Seine Schmetterlinge leuchten auf und verschwinden wieder im Spiel aus Sonnen- und Schattenflecken. Manchmal muss man sie suchen, bis sie plötzlich klein, aber scharf aus der schemenhaften Umgebung der Schwarzweissfotografie hervorstechen. Doch Alexander Jaquemet fängt sie nicht. Im Gegenteil. Es ist der Schmetterling, der mit seiner flatterhaften Bewegung unser Auge reizt und uns mitnimmt in den Landschaftsraum und die Zeit.

Alexander Jaquemet (*1978 Biel, lebt in Bern), ursprünglich gelernter Forstwart, ist ein Fotograf, der längst uch in anderen künstlerischen Medien zuhause ist. Im Affspace+ verbindet er das Ephemere mit der Stofflichkeit des Bildträgers und der Materialisierung des Raums. Die Fotografien konserviert er in einem Mantel aus Wachs. Den Raum des Bestatters überzieht er mit einer weissen Kalkschicht. Sie reinigt und desinfiziert – was für ein unerwartet wohltuendes Wort! Der Kalk verbindet die Fotografien mit der südfranzösischen Macchia, in der sie entstanden sind und verstärkt den Eindruck einer trockenen, stachligen Vegetation. Der Kalkanstrich schlägt aber auch den Bogen zu den fast monochromen Gemälden im zweiten Raum, welche die schwarzweisse Landschaftsfotografie in eine abstrakte Farbmalerei überführen. 

Die an der Wand verteilten farbigen Schindeln erinnern an die Schuppen von Schmetterlingsflügeln. Kann ihr Flügelschlag einen Tornado am anderen Ende der Welt auslösen, wie ein Phänomen in der Systemtheorie suggeriert? Bei Alexander Jaquemet erzählt er von Begegnungen am Wegrand, von kleinen Irritationen, die unsere Aufmerksamkeit erregen. Der französische Dichter Philippe Jaccottet, dessen Worte Jaquemet manchmal auf seinen Streifzügen durch die Landschaft begleiten, schreibt in seinem titelgebenden Gedicht von «gleissenden Bruchstücken der Welt, entzündet hier oder da». So gleicht der Schmetterling vielleicht dem Eisvogel, der flüchtig und zufällig erhascht, in unseren Gedanken zu glühen beginnt.

Infos

Veranstaltungstyp
Ausstellung
Datum
-
Share

Institutionen

Titel Land Ort Details
Affspace
Schweiz
Bern
Schweiz
Bern