Kunst(Zeug)Haus — Wenn Kunstsammeln zum Langlaufen wird
Rapperswil-Jona — Im beschaulichen Städtchen Rapperswil-Jona im Kanton St. Gallen schlummern rund 6500 Werke, von denen jedes Jahr eine Auswahl in thematischen Sammlungspräsentationen gezeigt wird. Seit 2006 gehört die Sammlung, die Peter und Elisabeth Bosshard ab den 1950er-Jahren angelegt hatten, der Stiftung Kunst(Zeug)Haus an. Obwohl die Eheleute – eine Biologin und ein Jurist – über keine klassische Kunstexpertise verfügten, hatten sie eine grosse Leidenschaft für Schweizer Kunst. Sie erwarben Werke heimischer Künstler:innen, quer durch alle Medien. Manchmal hätte die Motivation ihrer Ankäufe auch darin gelegen, junge, aufstrebende Talente finanziell zu unterstützen, wie mir Florian Hürlimann, der heutige Leiter der Sammlung erzählt. Unter Kunstförderung verstanden Bosshards auch, die Kunstwerke sichtbar zu machen und zu vermitteln. So waren «Künstlerzmorge» im Schaulager üblich und sie liehen grosszügig Werke an Anwaltskanzleien, Hotels und andere halböffentliche Orte wie Schulen aus. Jedoch nicht immer mit sorgfältig ausgearbeiteten Leihverträgen. «Seit der Museumsgründung und der damit verbundenen digitalen Erfassung der Werke haben wir nun einen deutlich besseren Überblick», sagt Hürlimann mit einem Lächeln.
Die Sammlung bleibe lebendig – sei es durch Leihgaben oder interne Ausstellungen – und das trotz ihres langsamen Wachstums. Neuankäufe können seit Peter Bosshards Tod 2018 nicht mehr getätigt werden. Lediglich Schenkungen werden weiterhin akzeptiert, wenn sie Werkgruppen bereits vertretener Kunstschaffender ergänzen. Einige dieser sogenannten «Langläufer:innen», wie die Bosshards sie nannten – darunter Alex Hanimann, Klaudia Schifferle oder Beat Zoderer – prägen bis heute das Bild der Sammlung. Als Beispiel einer jüngeren Schenkung nennt mir Florian Hürlimann jene der Stiftung Peter Kneubühler aus dem Jahr 2018. Die Inventarisierung der Grafikmappen und -blätter des berühmten Zürcher Kupferdruckers Peter Kneubühler (1944–1999) nehme derzeit viel Zeit in Anspruch – Zeit, die eine Sammlungspflege eben braucht.