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Es gewittert nur noch in meiner Erinnerung

Anita Gratzer aus Linz (Österreich) weilt zur Zeit als artist in residence in Brig-Glis (Schweiz)

Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, setzt sie die Arbeit an ihrem Projekt fort, welches sie in der Galerie zur Matze präsentiert.

Entstanden in der Isolation war das Projekt „Prosthetic Memories“ ursprünglich inspiriert von Max Frisch's Erzählung: Der Mensch erscheint im Holozän. “Katastrophen kennt allein der Mensch, die Natur kennt keine Katastrophen” schreibt der Autor. Sein Protagonist, alleine in einem Tal im Tessin, befasst sich in der Erzählung mit dem Verlust der Erinnerung.

   In Ihren Arbeiten vereinigt sich Anita Gratzer mit der literarischen Figur auf der Suche nach einem Schutz, um diesem Verschwinden und Vergessen zu entkommen. Dazu produziert sie in ihrem Atelier Erinnerungs-Prothesen, tragbare Skulpturen welche die Flüchtigkeit einhüllen und abschirmen. Diese Kleidungsstücke aus antiken Büchern, Briefmarken, Rationierungskarten und einsamen Tagebucheinträgen bilden den zentralen Teil der Arbeit. Sie werden flankiert von modellierten Tierpräparaten, welche scheinbar aus einer inneren Wunderkammer entspringen. ”Sonno Sottile”, nennt sie diese mit Gebetsbüchern überzogenen calvariae, Zeichen der Erosion von Wissen und Natur. Das pflanzliche Pendant zu den Tierschädeln sind Lesehölzer, welche sie aus Fundstücken der Saltina Schlucht und 150 Jahre alten Brockhaus-Ausgaben zu phantastischen Wissensfragmenten montiert.

Seit März im Exil, hat sich Anita Gratzer vom auslösenden Affekt, jener literarischen Inspiration gereinigt, und beschert uns eine Flüchtigkeit der momentan so ungeheuren Verengung der Welt. Ihre Versuche des Festhaltens von Erinnerungen werden selbst zu Solchen und damit zu gültigen Kunstwerken ihrer eigenen Qual.

 

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Anita Gratzer

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