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Solo Ausstellung von Lisa Eikrann

Wenn die Berge dein Meer werden

 

Solo Ausstellung von Lisa Eikrann

 

In einer neuen Umgebung Wurzeln zu schlagen, kann schwierig sein. Meiner Meinung nach benötigt dies das zurücklassen von Teilen seiner selbst, was zu einem Verlustgefühl führt. Der Länder- und Kulturwechsel fiel mir schwer. Ich war gezwungen zu akzeptieren, dass es bestimmte Dinge gibt, die ich loslassen musste. Als Norwegerin war das Meer ein wichtiger Teil meines Lebens. Dieses musste ich beim Umzug in die Schweiz zurücklassen. Es hatte eine so große Rolle gespielt, dass es sich anfühlte, als hätte ich einen Teil meiner Identität verloren. 
   
Um das Loch zu füllen, begann ich die Berge anders zu betrachten. Ich entdeckte, wie schön sie den Wechsel der Jahreszeiten aufzeigten. Die Berge haben in gewisser Weise meine Sehnsucht nach dem Meer befriedigt.

Den Titel "Wenn die Berge dein Meer werden" wählte ich, weil die Arbeiten, die ich im Antonio Wehrli Art Space zeige, zeitgleich mit meiner Existenzkrise entstanden sind und diese daher widerspiegeln. Obwohl die Arbeiten auf meinem persönlichen Kampf basieren, ist es mir wichtig, dass sie nicht Zeugen meiner Gefühle sind, sondern eine Metapher, die große Veränderungen im Leben aller Menschen darstellt. 

Während ich an meinen Anpassungsproblemen arbeitete, verfiel ich unbewusst in eine alte, lebenslange Forschung von mir: das dramatische Gedicht „Peer Gynt“ vom norwegischen Autor Henrik Ibsen und die dazu komponierte Musik von Edvard Grieg.
   
Als Zusammenfassung: Die Hauptfigur ist der junge Bauernsohn Peer Gynt, der mit Lügengeschichten versucht, der Realität zu entfliehen. Von seiner Mutter wird Peer überbehütet und glorifiziert, doch soll er immer ihre Version des Lebens teilen. Auf der Suche nach Liebe und Abenteuer findet er sich bald in einer Welt von Trollen und Dämonen wieder. Er entführt Ingrid, die Braut eines anderen, verlässt sie aber kurz nach der Entführung. Gleichzeitig verliebt er sich in die aus pietistischem Elternhaus stammende Solvejg, die ihn anfangs nicht erhört, sich ihm später jedoch anschließt und in einem Holzhaus im Wald auf seine Rückkehr wartet.

Nach einem Zeitsprung von etwa 30 Jahren findet sich der inzwischen unter anderem durch Sklavenhandel reich gewordene Peer in Marokko wieder, wo ihm von Geschäftspartnern alle Reichtümer gestohlen werden. Nach weiteren Abenteuern, erlebt er den Tiefpunkt seines Lebens im Irrenhaus zu Kairo.

Alt und wieder verarmt kehrt Peer Gynt heim, wo ihm der Abgesandte des „Meisters“, der sich der Knopfgießer nennt, erscheint und dem gegenüber er um seine Seele kämpfen muss. In der Schluss-Szene stellt sich Solvejg, die ein Leben lang auf die Rückkehr ihres Geliebten gewartet hat, schützend vor ihn und versucht ihn zu retten. Er fragt: „Wo war Peer Gynt seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?“ und sie antwortet: „In meinem Glauben, in meinem Hoffen und in meinem Lieben“.

Diese Geschichte hat mich durch verschiedene Phasen meines Lebens begleitet. Als Kind war ich fasziniert von der Musik, die Edvard Grieg für Peer Gynt geschrieben hat, vor allem von der schönen "Morgenstimmung" und dem Mysterium "der Halle des Bergkönigs". Als Teenager verliebte ich mich in die unterhaltsamen norwegischen Volksmärchen mit ihren Trollen, wilder Natur, seltsamen Charakteren und norwegischen Werten. In dieser Phase meines Lebens interessierte ich mich auch für das Theater und schlug eine Karriere in der Kunst und Szenografie ein. Während meines Theaterstudiums in Norwegen durfte ich Peer Gynt mehrmals auf der Bühne durch verschiedene Konzepte erleben. Die Geschichte hat mich schon immer fasziniert, aber sie hat mich nie wirklich gefesselt, bis ich sie im Prozess der Ausstellung wiederentdeckte.
   
Nach so vielen Jahren mit Peer Gynt in meinem Leben bin ich endlich reif genug, nicht nur den Text selbst, sondern auch die verschiedenen Aspekte darin zu verstehen. Mutter, Tochter, Ehefrau und ein Mensch auf der ständigen Suche nach existenziellem Verständnis, hat mir die Werkzeuge an die Hand gegeben, die Musik und die Texte, die für Peer Gynt geschrieben wurden, auf einer tieferen Ebene schätzen zu lernen.

Die Arbeiten, die ich im Antonio Wehrli Art Space vom 26. Juni bis 30. Juli zeige, sind das Ergebnis des Loslassens von Altem und gleichzeitig des Entdeckens und Bauens von Neuem. In einer visuellen Mischung aus Melancholie und Hoffnung präsentiere ich verschiedene Arbeiten, inspiriert von mysteriösen Kreaturen und des Wesens von Peer Gynt.

Lisa Eikrann, 25. Juni 2021

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Antonio Wehrli Art Space
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8762 Glarus Süd
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