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"Possessed"

EMAF Ausstellung Possessed

Die Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück nimmt den Titel der 34. Edition des EMAF Festivals, „possessed“ auf, und bewegt sich entsprechend im Spannungsfeld der Begriffe Besitz und Besessenheit. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten umfassen großflächige ortsspezifische Installationen, Videoarbeiten und vertiefende Dokumentationen. Sie behandeln auf vielfältige Weise die kolonialen und kapitalistischen Impulse zu Herrschaft, Kontrolle, Besitz und Eigentum (wie Vladan Jolers New Extractivism oder Nora Al Badris Babylonian Vision) und betrachten dabei die Rolle von Technologien. Gleichzeitig setzen sie diesen Impulsen und ihren Folgen alternative, neue sowie indigene Vorstellungen von Miteinander und des Besitzes entgegen:

Die altarhafte Video-Installation der chilenischen Künstlerin Patricia Domínguez verschmilzt Mythen, Symbole und Rituale mit Vorstellungen von Extraktion und indigenen Landrechten, kultureller Aneignung und Naturzerstörung durch Industrialisierung. In Madre Drone (2020) laufen verschiedene Ereignisse und Bezüge/Themen/Erzählstränge zusammen: Die Pflege eines blinden Vogels, die Waldbrände in Bolivien, das Surren von Polizeidrohnen sowie die sozialen Proteste in Chile 2019. Domínguez nimmt die Fragmente einer zerbrochenen Welt und setzt sie zu einem Universum zusammen, in dem Drohnen weinen, während sie beobachten, und Roboter von leuchtenden Schlangen träumen. Ein Ort der Heilung, an dem die Betrachter*innen wie Pflanzen in den Rissen der Postmoderne leben können. Ihre Werke sollen die Auswirkungen des Spätkapitalismus und der ökologischen Zerstörung im physischen und sozialen Körper exorzieren und gleichzeitig das emanzipatorische Potenzial der künstlerischen Imagination als eine Form der psychischen Emanzipation und als einen Weg der Heilung unseres kolonialen Traumas erforschen. 

Nora Al Badris Arbeit mit dem Titel Babylonian Visions hinterfragt heutige Museumspraktiken, indem sie mithilfe von KI und Maschinellem Lernen synthetische babylonische Objekte auf der Grundlage von Altertümern generiert. Die entstehenden Bilder dieses Techno-Erbes werden so zum Mittel der Rückgewinnung von kulturellen Datensätze aus dem Besitz westlicher Museumssammlungen genutzt.

Was es bedeutet, keine Geschichte und damit keine Zukunft zu haben, kulminiert in dem Video Motlhaba Wa Re Ke Namile, das Lerato Shadi in ihrer Heimatstadt Lotlhakane gedreht hat: Die Arbeit erinnert an die sogenannten Sklavenmasken, die weiße Sklavenhalter ihren entmenschlichten Arbeitskräften über den Kopf stülpten, damit sie keine Erde schlucken und so Selbstmord begehen konnten -- als letzte Geste des Widerstands.

Pedro Neves Marquez untersucht Geschichten der Kolonialisierung durch die Linse der Biotechnologie und verweist darauf, wie eng die Kolonisierung von Völkern mit der Kolonisierung von Land verbunden ist sowie mit der Kontrolle über biologische Reproduktion im Allgemeinen. In YWY, the Android spricht ein weiblicher indigener Androide, von der wir erfahren, dass sie eine Feldarbeiterin ist, mit einer GMO-Mais-Pflanze über körperliche Rechte, Unfruchtbarkeit, Arbeit und Monokulturen. Als Mensch ist der Betrachter als Mensch nicht in der Lage, die Stimme des Mais zu hören, und nimmt den Dialog als einen seltsamen Monolog wahr. Das Drehbuch des Films ist inspiriert von den Schriften des brasilianischen Autors João Guimarães Rosa, in denen Dialoge oft Dialoge oft durch die Stimme einer einzigen Person und nicht durch zwei oder mehr Personen ausgedrückt werden.

Vladan Joler erforscht und visualisiert verschiedene technische und soziale Aspekte zeitgenössischer Phänomene im Schnittpunkt von Technologie und Gesellschaft. Die großdimensionierte Landkarte des New Extractivism zeigt alte mit neuen Formen des Kolonialismus und Extraktivismus und erinnert uns daran, wie der Kapitalismus das organisiert, was "Natur" genannt wird, indem er fortlaufende Formen der Ausbeutung zwischen Kulturen, Bevölkerungen, Ländern und Territorien diskutiert. Die Darstellung verdeutlicht außedem, was Extraktivismus heute ist und wovon er abhängt: den Abbau natürlichen Ressourcen aber auch die Extraktion von Date oder der Arbeit von menschlichen sowie von nicht-menschlichen Akteuren, und hebt dabei deren Verflechtung hervor.

Eine der Thesen, mit denen der Künstler Johannes Paul Raether in Gestalt der Weltheilungshexe Protektorama arbeitet, lautet, dass die von den Prinzipien des Kapitals besessene Menschheit zur Prothese ihrer eigenen digitalen Geräte mutiert. Protektorama konstruiert mit dem Weltheilungswald einen rituellen Ort, in wir uns von unserem Smartphone-Fetisch trennen können durch Entrationalisierung und durch sinnliches Kommunizieren.

EMAF
Das EMAF gilt international als eines der einflussreichsten Foren für zeitgenössische Medienkunst. Das Festival versteht sich als Experimentierfeld und Labor, in dem außergewöhnliche Arbeiten und Projekte entstehen und präsentiert werden. Jedes Jahr kuratieren unabhängige Auswahlkommissionen ein internationales Programm, das seinen Besucher:innen in Osnabrück einen aktuellen Überblick über Experimentalfilme, Installationen, Performances, digitale Formate und hybride Formen bietet.

Coronabedingt planen unsere Kurator:innen neben den Veranstaltungen und Ausstellungen im realen Raum auch verschiedene Online-Formate. Sie werden ab dem 21. April online zu sehen sein - unter emaf.cinemalovers.de.

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Kunsthalle Osnabrück
Hasemauer 1
49074 Osnabrück
Germania

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