Salta al contenuto principale

Der Künstlerin Eva Borner wurde im Jahr 2019 vom Aargauer Kuratorium der «Primeur» zugesprochen, eine monografische Erstpublikation ihres Werks. Zur Erscheinung des Kunstbuches mit Beiträgen von Gabrielle Obrist, Martin Preisser und Eveline Schüep, das im Kunstverlag edition fink publiziert wird, richtet das Residency-Programm Atelier Mondial in seinem Ausstellungsraum Salon Mondial Ende November eine Werkshow aus: Die von Alexandra Stäheli kuratierte Ausstellung «Athen – Paris – Shanghai» versammelt Arbeiten der Künstlerin aus den letzten Jahren und zeigt mit der Reihe «Floating» und der Porträtserie «Väter» zugleich auch brisante neue Werke, die im Kontext eines Reisestipendiums 2020 in Samos entstanden sind.

Zur Ausstellung
Eva Borner ist eine Reisende, und sie interessiert sich für Menschen, die auch – oft nicht freiwillig – unterwegs sind oder sich in unsicheren Stadien zwischen den Orten und den Zeiten bewegen. Dabei tritt die Künstlerin durch ihre Arbeit in einen Austausch mit ihrem Gegenüber, manchmal entstehen Freundschaften, die auch über Jahre lose weiter bestehen bleiben. So hat sie etwa auf ihrer Reise durch Griechenland einige der Obdachlosen auf den Strassen von Athen wieder besucht, die sie vier Jahre zuvor angetroffen hatte. Die Serie «Invisible People», die dabei entstanden ist, zeigt die leeren, oft sorgfältig hergerichteten Schlafstätten der Homeless als eine Art Innenraum im Aussen – und als ein sprechendes Porträt der abwesenden Menschen. Während ihrer Residency im Swatch-Art-Peace-Hotel in Shanghai wiederum hat sich Borner mit Bewohnern von Häusern angefreundet, die vom Chinesischen Staat im Zuge der Gentrifizierung abgerissen werden sollen. Im Video-Objekt «钉子户 / Dingzihù II / Nagelhaus II», die Borner aus vor Ort in den Ruinenfeldern gefundenem Holz gebaut hat, ringen in einer kurzen Video-Sequenz ein Mann und sein Schatten auf der Wand einer dieser Nagelhäuser um Standhaftigkeit. 
Eva Borner begegnet den Menschen mit ihrer Kamera immer voll Empathie und Interesse für das Gegenüber – und für das, was auf den ersten Blick nicht sichtbar ist; was unser kollektives Sehen durch seine Konditionierungen unbewusst ausblendet. Und gerade dadurch gelingt es der Künstlerin in spielerischer Weise, in immer wieder neuen Facetten die Frage nach dem zu stellen, was wirklich wirklich ist. Eva Borners Arbeiten sind Fenster in ungewohnte Realitäten. In seiner ganzen leuchtenden, poetischen und oft auch gestochen scharfen Erscheinungsweise kreist das künstlerische Werk von Eva Borner in seinem Kern so immer wieder um diese eine Frage: Wie sieht unsere Realität aus? Und wer bestimmt, wie sie aussieht? Wer erschafft das, was wir als real bezeichnen? Und was geschieht, wenn wir es uns immer schon selbst erschaffen – wie etwa in den Fotomontage-Serien «Flugräume» und «Ich will eine Wahrheit, die erfunden ist», die scheinbar traumverhangene, verlassene Szenerien zeigen. Erst bei näherer Betrachtung wird man gewahr, dass hier die Räume ineinander fallen, das Innen im Aussen ruht und das Aussen die Innenräume auflöst – wie der Boden eines spärlich mit einem Sofa ausgestatteten Zimmers, der sich in Meereswellen aufweicht oder eine Taube, die gegen den sonnigen Horizont einer rauen Zimmerwand aufbricht. Die Ausstellung «Athen – Paris – Shanghai» nimmt dieses Wechselspiel von innen und aussen im Raum vor Ort wieder auf und lädt uns nochmals ein, die Parameter unserer Wirklichkeit neu zu setzen. «Vorläufig erfinde ich die Gegenwart», heisst der Titel von Eva Borners «Primeur»-Edition, und vielleicht bleibt uns in diesen bewegenden Zeiten auch nichts Anderes übrig, als das Jetzt in jedem Moment aktiv selbst zu erfinden – so, wie es uns erfüllt und belebt.

Infos

Tipo di evento
Esposizione
Data
-
Share

Artisti

Dettagli Name Portrait
Eva Borner

Instituzioni

Titolo Paese Località Dettagli
Salon Mondial
Svizzera
Basel/Münchenstein
Svizzera
Basel/Münchenstein