Imi Knoebel | Pure Freude

Bereits beim Betreten des Ausstellungsraums taucht man ein in die farbige Intensität Imi Knoebel’s - leuchtende Farbe als intensives Sinnesereignis, klar gefasst in einem Konstrukt aus exakten Formen. Die minimalistisch und zweidimensional angelegten Arbeiten Pure Freude fungieren gleichzeitig als Bilder der Schaulust und des Denkens.

Wie so oft bei Imi Knoebel handelt es sich bei Pure Freude um eine Serie, welche 2001-02 entstand und noch im selben Jahr in einer umfangreichen Ausstellung in der Kestner Gesellschaft in Hannover gewürdigt wurde. Als Bildträger dienen Aluminium und Kunststoffpapier - zwei industriell gefertigte Materialien, welche Knoebel als Träger für die reine Farbe dienen. Bei den ausgestellten Arbeiten handelt es sich um 12 Originalentwürfe des Künstlers, teilweise in Werkgruppen von 3 bis 4 Arbeiten, welche der bekannten Edition Pure Freude vorangehen und einen wichtigen Schritt in der Ideenfindung der Serie darstellen.

Der Titel Pure Freude lässt an Paul Klee und dessen Theorie der Reinheit der Farben denken, welche Farbe als das definiert, was bleibt, wenn alle Masseinheiten wegfallen. In Imi Knoebel’s Pure Freude erscheint jede Farbe monochrom auf jeweils einem Element der Gesamtkomposition, und gewinnt somit eine Freiheit und Intensität, die sie gegenüber jeder anderen Farbe im Bild ihrer Autonomie behaupten lässt.2

Auch der für Knoebel’s Schaffen einflussreiche Kasimir Malewitsch proklamierte bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts, dass das Wertvollste in einem schöpferischen Werk der Malerei die Farbgebung und OberflächenstrukturseienunddasWesenderMalereiausmachten.3 Knoebel’sVerknüpfungvonFarbemitderForm der einzelnen Elemente des Bildträgers und der Einheit des Bildkonstrukts reiht sich in diese theoretische Tradition ein.

Noch bevor sich Imi Knoebel mit Farbe beschäftigte, interessierte den Künstler die Linie, welche bereits Paul Klee als „eine Angelegenheit des Masses alleine“ bezeichnete. Besonders in seinem Frühwerk wurde die Messbarkeit von Linien zu einem wichtigen Thema für Imi Knoebel. Schon in seinem Studium unter Joseph Beuys setzte er sich intensiv mit der Untersuchung der gestalterischen Möglichkeiten der Linie auseinander.

Diesem Aspekt in Knoebel’s Werk widmet sich der zweite Raum unserer Ausstellung, in welchem eine Auswahl früher Bleistiftzeichnungen aus den 70er Jahren zu sehen sind.

Imi Knoebel, 1940 in Dessau als Klaus Wolf Knoebel geboren und Schüler von Joseph Beuys an der Kunstakademie Düsseldorf, wird als einer der konsequentesten Künstler der abstrakten Nachkriegskunst geschätzt. Knoebel bezeichnet sich selbst eher als "Maler" denn als "Künstler" und betont damit nicht nur das Handwerkliche am Kunstprozess, sondern auch sein Interesse an der Erforschung der Möglichkeiten und Grenzen der Malerei. Ausgehend von Kasimir Malewitsch’ Schwarzem Quadrat von 1915, welches er als Nullpunkt der modernen Malerei sieht, nimmt er dies zum Anlass eines Neubeginns und strebt ähnlich wie Malewitsch danach, Ikonen seiner Zeit zu schaffen. Sowohl Farbe als auch Linie sind für Knoebel in dieser Hinsicht wichtige Mittel, um die eigentliche Idee des Bildes zu erforschen.

In den letzten Jahren wurden Einzelausstellungen von Imi Knoebel’s Werken im Museum Haus Konstruktiv, Zürich (2018); Museum der Bildenden Künste, Leipzig (2016); Musée National Fernand Léger, Biot (2016) und der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf (2015) gezeigt.

Öffnungszeiten: Dienstag - Donnerstag 11 - 18 Uhr, und nach Vereinbarung

Für weitere Informationen kontaktieren Sie uns gerne:
Marie Christine Schuh +41 78 647 2122 | mariechristine@liviefineart.com Caspar Livie +41 78 631 89 26 | caspar@liviefineart.com

1 Kestner Gesellschaft, Imi Knoebel | Pure Freude, Hannover 2002, Carsten Ahrens, S. 23
2 Kestner Gesellschaft, Imi Knoebel | Pure Freude, Hannover 2002, Carsten Ahrens, S. 22/23 3 Kestner Gesellschaft, Imi Knoebel | Pure Freude, Hannover 2002, Carsten Ahrens, S. 14