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Zum Gallery Weekend 2022 zeigt Ebensperger Lea Draegers Ökonomischen Päpste und Päpstinnen erstmals in ihrer bis dahin gültigen Gesamtheit: Die Installation wird sich in der Galerie Ebensperger und dem Luxoom Lab ab dem 29. April über Wände und Böden des gesamten Erdgeschosses der Westhalle im ehemaligen Krematorium Wedding ausbreiten. Am 24. Januar erscheint außerdem Lea Draegers Roman „Wenn ich Euch verraten könnte“, dessen bildhafte Entsprechung die Papst- und vor allem Päpstinnenlegion ist.

Lea Draeger beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit dem Thema des Katholizismus. Die Grundlage für ihre ersten Werke bildet vor allem familienbiografisches Material, stammt ein Teil ihrer Familie doch aus einem zutiefst religiösen Umfeld und wurde von dem „kommunistischen Teufel aus der Tschechei“ nach Deutschland vertrieben. Dabei untersucht sie Briefe ihrer Großmutter an die Mutter, Protokolle von Gesprächen zwischen den beiden und einen unveröffentlichten unfertigen Roman des Großvaters („Der Nebel über den Friedhöfen“). Gebrochen durch die unterschiedlichen Perspektiven der Familienmitglieder, werden die Texte auf ihre Essenz gebracht, neu zusammengesetzt und dienen zusammen mit ikonografisch vereinfachten Zeichnungen als Abbild eines eigenen, zum Teil abwegigen Weltbildes und spirituellen Kosmos'. 

Seit 2014 entstanden so die Künstlerbücher „Katholikenbus nach Lourdes“, „Magdalenas alte Tante Maria“, „Jesus im Seniorenheim“ und „Mutter Magda Märtyrerin“:

„Seit Samstag bade ich in unbeschreiblichem Glück vor dem Fernseher mit dem Papst und all denen, die die zehnstündige Wartezeit auf den Straßen Bayerns auf sich genommen haben. Es ist ein unvergessliches Erlebnis, ein geistliches Erlebnis. Das ist meine Welt, in der ich groß wurde und die mich geformt hat. [...] Wer glaubt, ist nie allein, das ist das Motto seiner Reise. Während ich mich vor dem Fernseher in geistlichen Erlebnissen ahle, freut Ihr Euch über den besuch Eurer tschechischen, kommunistischen Kusine.“

Diese Stelle aus einem der Briefe der Großmutter Magda an ihre Tochter Magdalena mündete 2015 in eine Serie von Kugelschreiberzeichnungen namens „Papstreise in Bayern“ und schließlich in die in die vorliegenden „Ökonomischen Päpste und Päpstinnen“. Zumeist Porträts, sind die Miniaturen keine Bildnisse tatsächlicher oder historischer Vorbilder. Es sind die Gesichter und Figuren von Päpstinnen und Päpsten als institutioneller Körper in möglichen und unmöglichen Situationen – hier die segnende Päpstin, die gütige Päpstin, der betende, der heilende, der Füße waschende Papst und dort, die wütende Päpstin, der böse, der nackte, der sexy, der Don-Quichotte-, der Gymnastik-Papst.

Lea Draegers Papstsystem ist ein Laboratorium. Es untersucht patriarchale Machtverhältnisse und Strukturen, hantiert mit deren Insignien und unterwandert sie gleichzeitig, spielt mit Kategorien und Identitäten und hebelt sie gleichzeitig aus. Nach den männlichen Päpsten sind in diesem System schnell die weiblichen Päpstinnen aufgetreten, erst in gängigen Frauenrollenbildern, dann begannen sie sich dagegen zu wehren und schliesslich lösten sie sich ganz davon. Das System entwickelt sich immer weiter und durchbricht seine eigenen Gewohnheiten.

Der Produktionsweg ist klar strukturiert und prozesshaft, die Themen folgen dem Fortgang der Zeit, sind unvorhersehbar, wendungsreich und unerschöpflich: Anfangs als Serie von „1000 ökonomischen Päpsten“ konzipiert, sind mittlerweile weit über 6.000 briefmarkengrosse Päpste- und Päpstinnenporträts  entstanden, die eine shier unzählbare Legion bilden.

1980 in Münster geboren, studierte Lea Draeger an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn- Bartholdy in Leipzig Schauspiel. Nach einem Engagement am Schauspielhaus Bochum war sie bis 2012 im Ensemble der Schaubühne Berlin, bevor sie ab 2012 als Gast und seit der Spielzeit 2014/2015 als Ensemblemitgleid am Maxim Gorki Theater arbeitet. Seit 2012 erscheinen ihre Künstlerbücher im Hybridenverlag.

Ihre Werke wurden mehrfach bei Ebensperger in Berlin, Graz, Wien und Salzburg gezeigt; im Van Abbemuseum, Eindhoven; in der Sammlung Friedrichshof, Zurndorf/Wien; im 4. Berliner Herbstsalon. 

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