Talking Studios

Original, Material, Initialraum, Idee, Experiment, Zweifel, Skizze, Ansammlung – Begriffe, die sich bei dem Gedanken an die künstlerische Produktionsstätte, das Atelier, fast automatisch aufdrängen.

Das Sprechen über Malerei – „aber bitte vor dem Original“ – war die Idee für die Vortragsreihe „Über Malerei“, die an der Akademie der bildenden Künste in Wien im Jahr 2013 ins Leben gerufen wurde. Die nun an der Ausstellung im Engländerbau in Vaduz teilnehmenden Künstlerinnen Luisa Kasalicky, Suse Krawagna, Ekaterina Shapiro-Obermair, Martina Steckholzer, Gerlind Zeilner, Judith Zillich und Christina Zurfluh haben sich seither regelmäßig in ihren Wiener Ateliers besucht, um künstlerische Herangehensweise, Produktions- und Gedankenprozesse zur Diskussion zu stellen. Man wollte in Resonanz und in einen unmittelbaren Austausch mit ähnlich Gesinnten treten. Der Blick hinter die Kulissen und die Wahrnehmung der spezifischen Arbeitssituation ist äußerst individuell: Die räumlichen Gegebenheiten, das Licht, persönliche Gegenstände, mit denen der Ort möbliert ist, sowie die alltäglichen Gewohnheiten der sieben Künstlerinnen stehen in einer permanenten Wechselwirkung mit den entstehenden Werken und hinterlassen – je nach dem, unmerklich oder offensichtlich – Spuren in der Arbeit. Der Raum, das räumliche Umfeld und Kontextverschiebungen erzeugen neue Bedeutungsfelder und Interaktionsmöglichkeiten. Dies gilt gleichermaßen für den Ort der Produktion, wie dann auch später, wenn ein Werk aufgehängt, installiert oder sonst wie positioniert wird, für den Ort der Präsentation. Intime und öffentliche Orte haben sehr unterschiedliche Einflüsse auf die Rezeption von Kunst.

Die Schau Talking Studios thematisiert das Atelier als Basis künstlerischer Produktion und die diskursive Auseinandersetzung als Beginn jeder Form der Präsentation und in Folge auch des Herzeigens und des Ausstellens. Diese Studiogespräche, die sowohl motivierende als auch kritische und inspirierende Kommentare beinhalteten, haben Erkenntnisse, Fragen und Verstörungen ausgelöst, kleinere und größere Veränderungen in Gang gesetzt und neue Blickwinkel erschlossen. Die entstandenen Malereien sind also Ergebnis einer situativen Brisanz.

Im Engländerbau in Vaduz versammeln sich nun erstmalig Werke dieser Künstlerinnen in einer gemeinsamen Ausstellung und finden ein neues, temporäres Zuhause. So entsteht ein erweiterter Seh- und Gesprächsraum, der wiederum neue Verbindungen, Fragen und Spannungen erzeugt, Ähnlichkeiten und Unterschiede verdeutlicht. Das Ateliergespräch ist auch ein kuratorisches Instrumentarium, das Hintergründe der Herstellung mit Fragen der Darstellung diskursiv verbindet. Das traditionelle Medium der Malerei konnte so auch durch „reading and speaking between the lines“ revitalisiert werden. Das Sprechen über Kunst ist also ein work in progress, das nun in Liechtenstein eine grenzübergreifende Station findet. (Text: Angela Stief)

Vernissage DI 22.03.2022, 19 Uhr Grussworte: Stephan Sude, Vorsitz Fachkommission | Einführende Worte: Angela Stief, Direktorin der Albertina Modern in Wien. Alle Künstlerinnen sind anwesend.

DI 05.04.2022, 19 Uhr Künstlerinnengespräch mit Jurriaan Benschop, Autor und Kurator in Berlin. Luisa Kasalicky, Martina Steckholzer und Gerlind Zeilner sind anwesend | Kooperation mit der Liechtensteinischen Kunstgesellschaft

DI 26.04.2022, 19 Uhr Vortrag und Lesung: Judith Zillich über ihre Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller und Künstler Hansjörg Zauner. Präsentation von Kurzfilmen aus Zauners Schaffen | Zauner war bis kurz vor seinem Tod zehn Jahre lang Modell für Zillichs Malerei. Einige der dabei entstandenen Bilder werden im Vortrag gezeigt.

Finissage SO 15.05.2022, 17 Uhr Katalogpräsentation und Künstlerinnengespräch mit Cornelia Kolb-Wieczorek, Kunsthistorikerin und Publizistin. Suse Krawagna, Ekaterina Shapiro-Obermair und Christina Zurfluh sind anwesend.

Öffnungszeiten: täglich von 13 bis 17 Uhr