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Wir freuen uns sehr, Sie in der Gruppenausstellung Liminal Moments 2 zu begrüssen. Der Titel verdankt sich einem Abschnitt aus dem Buch Anthro-Vision: A New Way to See in Business and Life der englischen Anthropologin Gillian Tett. In dem Buch stellt sie ein Konzept namens Liminalität vor, das der Anthropologe Victor Turner vor fünfzig Jahren entwickelte. In dieser Theorie stellt er fest, dass die meisten Kulturen Rituale und Symbole verwenden, um Übergangspunkte oder -phasen, seien dies solche in einem Kalender, der Start eines neuen Lebenszyklus oder ein grosses soziales Ereignis zu markieren. Diese besonderen Momente werden liminal nach dem lateinischen Wort limens, Durchgang/Tür genannt. Wir befinden uns aktuell in einer Phase der Liminalität. Die Welt verändert sich und zwingt uns, uns anzupassen und gewisse Dinge zu verändern. Klimawandel, Weltpolitik, psychische Gesundheit, Medien, KI, neue Ansätze in zwischenmenschlichen Beziehungen, neue Wahrnehmung unserer eigenen Körper, unser Verständnis von Kunst – alles befindet sich im Wandel und muss neu erfunden werden. Die Kunstschaffenden reagieren in ihren Arbeiten auf die sie umgebende Lebenswirklichkeit. Jede künstlerische Arbeit besitzt einen symbolischen Gehalt, den die Betrachterinnen und Betrachter in einen historischen Kontext einordnen und für sich entdecken können.

Die Ausstellung beginnt mit der grossen blauen Leinwandarbeit Love 17 von Anne-Lise Coste (*1973 Marignane, nahe Marseille FR). In dieser gleichnamigen Serie von 2021 erweitert Coste die Möglichkeiten der Malerei. In den blauen Schwüngen der Spraypistole zeichnet sich ihre gestische Bewegung nach und mit der roten, in die Leinwand geschnittenen Falte setzt sie einen verblüffenden Farbakzent. Begleitet wird Love 17 von der Arbeit scoop von Bob Gramsma (*1963 Uster, nahe Zürich). Er ist mit Grabungen hervorgetreten und macht in seinen Arbeiten Unsichtbares sichtbar. Für scoop folgte Gramsma einer doppelten Grabungsstrategie, die nun einerseits in der weissen Polymergips-Fassung und andererseits in der verchromten Oberfläche zu sehen ist. Gramsma besitzt ein grosses Vorstellungsvermögen, im Unsichtbaren das danach Sichtbare zu antizipieren. scoop visualisiert eine doppelte Negativform und schliesst das Erinnerungsbild einer real existierenden Höhle mit einer Traverse in den französischen Alpen in der Nähe von Grenoble mit ein.

Der grosse, zweite Ausstellungsraum ist mit Arbeiten von Franziska Furter (*1974 Zürich) aus drei Werkzyklen bespielt. Fünf Arbeiten aus der neuen Serie A Wisp of Smoke sind auf der linken Wand verteilt. Diese extra für Liminal Moments 2 entstandene Serie versinnbildlicht in ihrer Herstellung exemplarisch die Idee des Übergangs. Furter liess mit einem Bund von Pipetten, die sie in einer Hand hielt, eine Auswahl von Marmorierfarbe auf die Wasseroberfläche in ein Becken tropfen, nachdem sie mit einigen Tropfen Seife die Oberflächenspannung auf dem Wasser gelöst hatte.

Danach legte sie ein Papier auf die Wasseroberfläche und nahm die Farbe ab. Auf der Wand gegenüber hängt Every Breath You Take, eine monumentale Tusche-Zeichnung, die Furter mit einer Ziehfeder ausgeführt hat. Daneben vervollständigt eine Schriftarbeit aus der Serie der Banner, in die ein Teil des Songtexts aus Not Dark Yet von Bob Dylan gewoben ist, die konzise Installation.

Im nächsten Raum empfängt eine grosse, bunte, extra für Liminal Moments 2 entwickelte Wandinstallation mit zwei grossformatigen Bildern von Mirjam Blanka Inauen (*1982) das Publikum. Sechs Farbflächen auf Papier hinterfangen die grossformatigen Papierarbeiten. Wie immer besticht in Inauens Arbeit die ausgewogene Farbzusammenstellung: Mit unterschiedlichem Farbauftrag und der Zusammenfügung der einzelnen Farbelemente erzeugt sie farbliche Stimmungslandschaften. Stets bestimmt in Inauens Arbeit die Farbe die Formgebung. Die Grösse der Blätter ermöglicht den Besucherinnen und Besuchern, in die Farbe einzutauchen. Die übrigen Arbeiten in diesem Raum sind mehrheitlich in Schwarzweiss gehalten. Von Anne-Lise Coste hängt ein grossformatiges Kettenbild, das eine performative Qualität besitzt. Von Rebecca Horn sind drei Fotografien zu sehen, die eine ihrer berühmten Performances mit einer Bleistiftmaske von 1977 wiedergeben. Ulrike Rosenbach setzt sich neben Elvis Presley in der Manier von Andy Warhol doppelt in Szene. Von Chiharu Shiota sind zwei Würfel auf Sockel zu entdecken, in die mit schwarzem Faden eine silbrige Kugel und farbige Glühbirnen gewoben sind. Den Abschluss bildet ein legendäres Video von Coste von 1997, das ein Rennen von ihr gegen die Strassenbahn vor der Galerie wiedergibt.

Im vorderen Raum installierte Clare Goodwin (*1973 Birmingham UK) INCLUDE/CONCLUDE. Die Arbeit wurde erstmals bei multipleart in Zürich, danach im Aargauer Kunsthaus und dann auf der 4. Industrie-Biennale Istra Kroatien 2023 gezeigt. Das Werk besteht aus über 300 einzelnen handgeschnittenen und glasierten keramischen "Whispers" – gebrannten Scheiben mit malerischen Formen – in einer einzigen Wandarbeit. Goodwin bezieht sich dabei auf Kompositionen der klassischen Moderne, insbesondere auf das Werk Guernica von Pablo Picasso von 1937. Die einzelnen Keramikstücke in monochromen und gedämpften Farbtönen bilden in ihrer reinen Form ein malerisches Panorama, das durch den Prozess der Abstraktion und Fragmentierung erzählerische und poetische Möglichkeiten eröffnet. Im Wesentlichen funktioniert es wie ein gemaltes Bild, wenn auch eines, das sich über einer fragmentierten Keramikoberfläche materialisiert. Dieses Werk evoziert mit seiner sozialen und politischen Erzählung zeitgenössische Relevanzen. Ergänzt wird die grosse Keramikinstallation von drei abstrakten Bildern.

Im Kabinett befinden sich Landschaftsbilder von Koka Ramishvili (*1956 Tbilissi, Georgien) in zwei verschiedenen Formen. Drei Darstellungen auf Leinwand folgen auf den ersten Blick der traditionellen Bildvorstellung der Renaissance, dass das Bild ein Blick aus einem Fenster wiedergibt. Ramishvili aber bricht diesen Eindruck der perspektivischen Tiefenwiedergabe, indem er die Landschaftsdarstellungen an drei Seiten mit einem weissen, begrenzenden Rand umgibt. Somit verdeutlicht Ramishvili, dass das Bild nur Tiefe vorgibt und immer eine Oberfläche besitzt. In zwei farbintensiven Arbeiten aus der Serie der Lost Landscapes hat sich die Landschaft von der zweiten Dimension in die dritte Dimension verdichtet.

Im Büroraum hängen vier Zeichnungen von Jamie Isenstein (*1975 Portland, OR USA), in denen die US-Amerikanische Künstlerin auf subtile Weise politische Assoziationen weckt. Die Zeichnung von Händen mit Trommelstöcken ist mit einem Topf gepaart. Mit der Darstellung des selbstgemachten Schlaginstruments spielt Isenstein auf die Proteste an, die ihr Land zusehends spalten. Ein hoch gehängter, schwarzer Bewegungsmelder gemahnt an die ständige Überwachung, und der Feuerkorb ist ein weiteres, allegorisches Porträt der USA.

 

Summer Party

Thursday, 11 July, from 5pm

Drinks and BBQ in the Gallery

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