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Zürich — Der Maler Thomas Ritz (*1966 Basel) wurde soeben mit dem Kunstpreis der Keller Wedekind-Stiftung prämiert. In seinen ab 3. November in der Galerie Fabian & Claude Walter gezeigten Werken verbindet er das fotografische Abbild mit dem Blick nach innen. Er untersucht, wie sich Wirklichkeit im Bild konstituiert. Oszillierend zwischen unterschiedlichen Realitätsebenen lassen seine Werke keine Klärung des Dargestellten zu.

Rätselhaft sind diese Bildszenarien. Mensch und Tier scheinen aus einem Dämmerschlaf zu erwachen und sich tastend in unwirtlichen Räumen zurechtzufinden: Körper zwischen Auflösung und Gestaltwerdung, Hände, die nach dem Nichts greifen, blinde Augen und ausgelöschte Gesichter. Ob sie im Moment der Schöpfung oder des Untergangs begriffen sind, bleibt offen. Ausgeprägte Licht- und Schattenspiele durchziehen die stillen Naturräume, die meist in horizontaler Schichtung aufgebaut sind. Ein kühles Kolorit dominiert - Blaugrau, Grün, wenig warmem Ocker, Schwarz und Weiss. Die Kontinuität des Bildraums ist aufgebrochen und die Perspektive ausser Kraft gesetzt. Mit quasi filmischen Strategien wie harten Schnitten, weichen Übergängen, Zoom und Totale verbindet der Maler Thomas Ritz (*1966 Basel) unterschiedlichste Erscheinungsformen und Zeitlichkeiten in einem Bild: Erinnerung emulgiert er mit Gegenwart, eine Katastrophe mit dem Alltag, während Greifbares und Unbestimmtes sich die Hand geben, gefriert der Moment zur Ewigkeit. 

Solche Ambivalenz zeigt sich nicht nur motivisch, sondern auch im Einsatz der malerischen Mittel. Feinste Illusionsmalerei geht nahtlos in gestische Abstraktion über und vordergründig Erkennbares verliert sich im offenen Farbraum. Jede Spur kann zum neuen Anfang mutieren. Ritz arbeitet sowohl in Öl als auch mit in Wasser gelösten flüchtigen Pigmenten. Diese Technik unterstreicht die ephemere Erscheinung seiner Werke.

Ritz ist ein unaufhörlich Suchender. Jedes neue Bild ist für ihn wie ein erstes - und keines ein befriedigendes Äquivalent seiner angestrebte Vision. Seine Werke tragen Widersprüchliches in sich. Was ist real und wie könnte demnach ein Bild aussehen? Diese Fragen sind der schöpferische Antrieb des Malers. Er reagiert auf den Bilderstrom der Medien, glaubt aber nicht an die trügerischen Versprechen der Fotografie, Wirklichkeit abzubilden. Das Lichtbild ist für ihn nur ein Auslöser für den Malprozess und auch nur dann, wenn es mit einer inneren Gestimmtheit korreliert. Es muss das gewisse Etwas haben, wie das Punktum bei Roland Barthes. Etwas Verborgenes, das Ritz mit Malerei aufspüren möchte. «Ich sammle Sichtbarkeiten und daraus werden Bilder», so der Künstler. Die Leinwand wandelt sich zur Membran, wo sich Innen- und Aussenwelt begegnen und zu einer neuen visuellen Realität verschmelzen. Im Malprozess erlangt der Künstler Erkenntnis über eine sich ständig wandelnde, instabile Wirklichkeit - und wir erfahren ein Fremdsein in dieser Welt des Umbruchs. Iris Kretzschmar

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Thomas Ritz

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Fabian & Claude Walter Galerie
Svizzera
Zürich