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Johann Jakob Bodmer, der Namensgeber des Bodmerhauses, und sein Kreis werden in dem dreiteiligen Bilderzyklus “Wo ist Arkadien und wie kommen wir dorthin?” thematisiert. Arkadien wirkt dabei als eine der zentralen Ideen sowie Sehnsuchtsort der Neoklassik – der Weg dorthin (nach Italien) führte oft über das Bodmerhaus.

Die Bilder stellen verschiedene historische Personen aus Bodmers Wirkungsradius sowie Zitate einzelner Akteure vor: Johann Wolfgang von Goethe (1748–1832), Johann Jakob Bodmer (1698–1783), Julie Bondeli (1732–1778), Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) und Johann Heinrich Füssli (1741–1825). Alle diese Personen können zu dem „Zürcher Kreis“ um Bodmer gezählt werden und veranschaulichen exemplarisch die Reichweite seiner Vernetzung und Vermittlung. Die Schriftsteller Klopstock und Goethe folgten seiner Einladung nach Zürich, ersterer in den 1750ern und letzterer in 1770ern. Zu Klopstock hatte Bodmer ein zerrüttetes Verhältnis – nach seiner Ankunft in Zürich musste Bodmer mit Entsetzen feststellen, dass „der holde Knabe“ (Zitat Bodmer) sich mehr für die Wirtshäuser der Stadt als für die feingeistigen literarischen Ergüsse Bodmers interessierte.

Der Maler Johann Heinrich Füssli war sein Patenkind und residierte vor seinem kometenhaften Aufstieg in London bis in die frühen 1760er in Bodmers Haus. Die Salonniére und Schriftstellerin Julie Bondeli wiederum führte in Bern einen literarischen Salon und hatte vor allem durch ihre Freundschaft mit Jean-Jacques Rousseau seit 1762 einen großen Einfluss auf die künstlerische Szene in der Schweiz. Zwar findet sich keine direkte Verbindung zwischen ihr und dem Zürcher Kreis, aber sie stand in brieflichem Kontakt mit Bodmer und seinen Freunden.

Darüber hinaus werden weitere Personen, die in und um das Bodmerhaus gewirkt haben, in dem Bilderzyklus dargestellt. Die Gemälde spiegeln die Kunstform der „Tableaux Vivants“ aus jener Zeit, bei denen vorzugsweise Szenarien aus der Antike mit lebendigen Personen nachgestellt wurden. Natürlich haben sich die Begegnungen nie so zugetragen, wie sie hier abgebildet werden. Sie sind genauso „fake“ wie diese kleine Publikation, die auf den ersten Blick aus dem 18. Jahrhundert zu sein scheint.

„Wo ist Arkadien?“ (Erstes Bild)

„Aber ich habe bisher fast ganz ohne Freunde leben müssen,
und der Himmel läßt mich jetzt in Zürich finden,
was ich noch nirgends gefunden habe
.“
Christoph Martin Wieland, Brief an Heinrich Schinz vom 29.02.1752

Das erste Diptychon „Wo ist Arkadien?“ beschäftigt sich mit der Idee der idealen Gesellschaft. Im Vordergrund sind Goethe, Bodmer, Bondeli, Klopstock und Füssli zu sehen. Füssli arbeitet an einem seiner bekanntesten Werke – dem 1781 entstandenen Ölgemälde „Die Nachtmahr“. Das Schild mit der Aufschrift „discourse“ verweist auf Bodmers einflussreiche und moralische Wochenschrift Discourse der Mahlern, die er von 1721 bis 1723 in Zürich herausgab. Im Hintergrund bauen Christoph Martin Wieland (1733–1813) und Johann Christoph Gottsched (1700– 1766) eine Säule. Johann Jakob Breitinger (1701– 1776) und Jacob Hermann Obereit (1725–1798) spielen dazu ein Lied. Diese vier Figuren sind sehr eng mit dem künstlerischen Erfolg Bodmers verknüpft. Breitinger war sein Mitstreiter beim „Zürcher Literaturstreit“, bei dem es um das Wesen der Hochdeutschen Sprache ging. Gottsched war sein Widersacher in dieser Auseinandersetzung. Wieland war Bodmers Schüler, später verlobte er sich mit Julie Bondeli, die großen Einfluss auf seine Schriften hatte. Obereit, ein weiterer Freund Bodmers, hatte 1755 als erster die Nibelungen Handschrift in der Schlossbibliothek von Hohenems entdeckt und Bodmer davon in Kenntnis gesetzt. Später reklamierte Bodmer diese Entdeckung jedoch für sich.

„Unterwegs nach Arkadien“ (Zweites Bild)

Mit homerischem Laub bekränzt,
Wenn, vom Satyr verfolgt, sich an des Berges Fuß
Der barbarische Schwarm ermüdt.

Christoph Martin Wieland „Ode an Herrn Bodmer

Im zweiten Diptychon „Unterwegs nach Arkadien“ tragen Klopstock und Füssli die Säule nach Arkadien. Julie Bondeli und ihre Freundin Sophie von La Roche (1730–1807) treiben die Männer zu Höchstleistungen an. Letztere führte einen Salon in Speyer, gab die erste philosophische Frauenzeitung Pomona im deutschsprachigen Raum heraus und war, wie Bondeli, ebenfalls für kurze Zeit mit Wieland verlobt. Im Vordergrund gibt Goethe Bodmer ausschweifende Komplimente für Leistungen, die dieser jedoch eigentlich nicht vollbracht hatte. In Anlehnung an das Deckblatt der Original-Publikation von Bodmers Discourse der Mahlern posieren Nymphen mit dem entsprechenden Spruchband.

"In Arkadien" (Drittes Bild)

„Ein Wahn, der mich beglückt,
ist eine Wahrheit werth, die mich zu Boden drückt.“

(Friedrich Gottlieb Klopstock, „Idris. Ein Heroisch-comisches Gedicht“)

Im dritten Bild werden Klopstock, Bodmer, Goethe und Bondeli gezeigt, wie sie einen für das 18. Jahrhundert typischen, literarischen Salon in einem imaginären Arkadien abhalten. Die Szene ist dem neoklassischen Gemälde „Das Gastmahl der Cleopatra“ von Giovanni Tiepolo nachempfunden. Füssli hält die Szene malerisch fest und im Hintergrund schaut Thomas Mann ins Bild. Der interessierte Kunstbetrachter mag sich nun fragen, was Mann denn im Zürcher Kreis um Bodmer verloren habe? Tatsächlich war das Thomas Mann Archiv von 1961 bis 2016 im Bodmerhaus untergebracht.


Text von Mark Divo, Publikation im Rahmen des Kunst am Bau-Projektes für die Gesamtinstandsetzung des Bodmerhauses

Infos

Artisti
Data
-
Tipo di opera d'arte
Malerei
Tecnologia
bearbeitete Fotografie, Pastellkreide und Öl auf Leinwand
Edition

In Arkadien: Bild links 95.0 x 115.0 cm / Bild rechts 135.0 x 115.0 cm

Unterwegs in Arkadien: Bild links 145.0 x 115.0 cm / Bild rechts 89.0 x 115.0 cm 

Wo ist Arkadien?: Je 110.0 x 148.0 cm

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Bodmerhaus
Schönberggasse, 15
8001 Zürich
Svizzera

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