7 Winds
Bern — Das parallel zu den Ausstellungen in der Kunsthalle Bern ausgerichtete Programm ‹7 Winds› lässt mal aufhorchen, mal erregt es Aufsehen, mal bietet es Film- oder Lesestoff. Seit Projektstart im März letzten Jahres fanden in der Reihe eine Vielzahl von Ausstellungen und Performances sowie eine Nacht des Norient-Festivals statt. Ein mehrstündiges Filmprogramm und ein ‹reading room› mit diversen Bücherauslagen luden weiterhin zum Verweilen und Vertiefen vor Ort ein. So mag ‹7 Winds› beim üblichen Kunsthallebesuch bisweilen irritieren. Doch nicht bloss mit Blick auf die Kunst, die schliesslich irritieren darf, sondern auch auf das zentrale Anliegen des Projekts machen das Aufspüren, das genaue Hinschauen und Hinhören Sinn: Titel und Thema drehen sich um den schwindenden Dialekt des Senslerdeutschen im Kanton Freiburg, das allein für den Wind sieben verschiedene Ausdrücke kennt. Was, wenn im Laufe der Zeit einzelne Begriffe oder eine Sprache gänzlich verschwinden? Was wird aus Benennungen und Bedeutungen, was aus unseren Wahrnehmungen und Empfindungen?
Fragen dieser Art, ausgelöst von der Geschichte der sieben Winde, gaben der Kunsthalledirektorin Kabelo Malatsie vor längerem den Anstoss für ein kuratorisches Forschungsprojekt, wofür sie schliesslich Camilla Paolino von der Universität Genf und Julia Künzi von der Kunsthalle Bern hinzugewinnen konnte. Die Veranstaltungen von ‹7 Winds› haben denn auch indirekt direkt mit dem Thema zu tun. Bei den Performances von Lara Dâmaso oder NoBuntu Mhlambi etwa, ging es unter anderem um das Erklingen und Verhallen von Tönen beziehungsweise Gesang, um die Bildung von Lauten und, wie bei einer Sprache, um Formen des Ausdrucks.
Interdisziplinär angelegt ist auch die nächste Ausstellung des Berner Komponisten Peter Streiff (*1944, lebt in Bern) mit dem Titel «Notationen» (25.02.–26.03.2023). Seine zeichnerischen und grafischen, mitunter malerischen Aufzeichnungen musikalischer Konzepte sind als Transformationen zu Bildkompositionen den Sprachübersetzungen verwandt. Bei einer Konzertperformance werden seine Werke auch live zu hören sein. Weiter auf dem Programm steht die Präsentation des Magazins ‹Swiss Weird and Magic› der Genfer Edition Clinamen, mit Zeichnungen von Paul Lannes, Mina Mond, Camille Bühler und Michel Ziegler. Performances von Allison Grimaldi Donahue sowie von Martina Buzzi und weiteren Akteur:innen gegen Ende des Projekts lassen ‹7 Winds› gleichsam ausklingen.