Kunstbetrieb — Wie Ideen Form werden

Münchenstein — Nach einem Rundgang durch die Werkstätten wird schnell klar, dass im Kunstbetrieb keine klaren Grenzen zwischen den einzelnen Zuständigkeiten herrschen. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bereichen geschehe auf Augenhöhe und ermögliche es, verschiedene Kompetenzen zu verbinden, betont Rahel Sarasin. Sie ist Projektleiterin, kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit und ist für das Patinieren von Kunstwerken zuständig. Sie klopft sich den Staub von den Hosen. Durch die grossen Hallen dringt das kontinuierliche Fräsen einer Maschine. Eine Sommerpause gibt es in der Produktionsstätte keine.

Hinter der Eingangstür, die schlicht mit «Kunstbetrieb» angeschrieben ist, verbirgt sich mehr als ein klassischer Handwerksbetrieb. Denn im Vordergrund steht nicht die althergebrachte Tradition, sondern das ehrliche Interesse an den Kunstschaffenden und die gemeinsame Umsetzung von deren Vorstellung.

Rahel Sarasin erzählt von einem Projekt des vergangenen Jahres mit Pedro Wirz, für dessen Ausstellung in der Kunsthalle Basel Keramikarbeiten im Kunstbetrieb entstanden sind. Der Künstler kam mit einer vagen Idee auf das Team zu und erarbeitete über knapp ein Jahr mit den Mitarbeiterinnen die Ausführung. Wie so oft ging es nicht darum, dass die Kunstschaffenden das Fachwissen haben, um etwas anfertigen zu können, sondern dass sie ihre Arbeit im richtigen Moment übergeben. Ganz anders sei dies mit Raphael Hefti: Er ist regelmässiger Gast im Kunstbetrieb, um selbst in den Werkstätten zu arbeiten.

Beim Arbeitsprozess in einer Werkstatt wie dem Kunstbetrieb träfen die Handwerker:innen natürlich immer Entscheide, die das Werk mitprägen. Schlussendlich müssen die Künstler:innen das Werk dennoch als ihr eigenes annehmen können, stellt Sarasin klar. Doch das Bewusstsein dafür, wie Kunst überhaupt erst zustande komme und unter welchen Bedingungen diese produziert werde, sei vielen nicht bewusst. Daher hoffe sie, dass Kunstproduktionen vermehrt Teil eines öffentlichen Diskurses werden.