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Sharjah Biennale 15 — Vom Heute ins Gestern und zurück

Sharjah — ‹Thinking Historically in the Present›, so heisst die 15. Sharjah Biennale. Die von Hoor al Qasimi kuratierte Schau mit 150 Künstler:innen aus 70 Ländern, basiert auf einem Konzept von Okwui Enwezor (1963–2019): Wie bei seiner legendären documenta 11 im Jahr 2002 geht es auch hier um Dekolonisierung und neue Sichtweisen. Eine Biennale also aus einer «anderen», das Historische immer mittragenden Perspektive, und gleichzeitig eine Hommage an den viel zu früh verstorbenen Enwezor. Anders als etwa bei der letztjährigen documenta setzt man hier überwiegend auf Einzelpositionen und einige wenige Duos. Erfrischend jedoch, dass mit wenigen Ausnahmen viele neue, im internationalen Kunstbetrieb wenig anzutreffende Positionen zu sehen sind. 

Die Sharjah Art Foundation als Veranstalterin tritt auch als Mitproduzentin von Arbeiten auf. So unterstützte sie die Soundinstallation ‹Hum II› von Hajra Waheed (*1980, Calgary), für die eigens ein riesiger Konus gebaut wurde, der die Präsenz der Arbeit mit einer Collage eindringlicher Frauenstimmen verstärkt. Ein weiteres Beispiel ist Isaac Juliens ‹Once Again … (Statues Never Die)›. Mit afrikanischen Masken und einer filmischen Fantasie zur Barnes Collection inszeniert der 1960 in London geborene Künstler virtuos seine Themen Hautfarbe, Klasse und Verlangen. Insgesamt: Soviel Engagement und Sorgfalt bei der Werkauswahl und in der Präsentation findet man bei Biennalen selten.

Neu wurden über Sharjahs historischen Stadtkern hinaus insgesamt 16 Ausstellungslokalitäten an 5 Orten erschlossen, auch in Exklaven in Nachbaremiraten. Erfreulich auch die Ambition, neben klassischen Kulturdenkmälern wie dem Al Hisn-Fort oder den historischen Wohnhäusern am Calligraphy Square wichtige Zeitzeugen des 20. Jahrhunderts zu nutzen – etwa ein leerstehendes Bürogebäude an der Bank Street. Damit leistet die Stiftung für das sehr kleine Emirat Sharjah mit rund 1,3 Mio. Einwohner:innen auch «Stadtbewahrung».

Als rollstuhlgerecht erweisen sich das Museum, das Fort, das sanierte Bankengebäude oder die neu gebauten Ausstellungspavillons, allerdings trifft dies nicht auf einige historische Gebäude mit ihren vielen Schwellen zu. Auch die Orientierung lässt generell zu wünschen übrig. Es scheint zwar löblich, auf Papier verzichten zu wollen, aber in der Ausstellung Informationen ausschliesslich mithilfe von QR-Codes zu erhalten, ist alles andere als besucherfreundlich. Das nach drei Monaten bereits vergriffene Guide Book verzichtet erstaunlicherweise konsequent auf Lebensdaten und Wirkungsorte der Kunstschaffenden, ist aber sonst sehr sorgfältig gemacht und ein Must für jede Kunstbibliothek.

Bis 11. Juni 2023
www.sharjahart.org

Instituzioni

Titolo Paese Località Dettagli
Sharjah Art Foundation
Emirati Arabi Uniti
Sharjah
Emirati Arabi Uniti
Sharjah

Autori

Mostre / Eventi

Titolo Data Tipo Dettagli
Sharjah Biennial 2023 - Esposizione monumentale /festival
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Esposizione monumentale /festival