Blick in die Kunstbibliothek der Stiftung Sitterwerk, die rund 30’000 Bände aufbewahrt
St. Gallen — Wird in einer Bibliothek, in der ein Roboter die Inventur macht, noch gearbeitet? Offensichtlich, denn auf dem Gelände der ehemaligen Textilfärberei im Sittertobel herrscht reges Treiben! Wer nach einem rund 15-minütigen Spaziergang ab Busstation hier eintrifft, findet in einer Flussschleife die Stiftung Sitterwerk vor, die aus einer Kunstbibliothek, einem Werkstoffarchiv und einem Atelierhaus besteht. Auf dem Gelände befinden sich auch die Kunstgiesserei St. Gallen, das Kesselhaus Josephsohn und ein Fotolabor. Hier kommt Fachwissen aus verschiedensten Bereichen zusammen – das Sitterwerk lebt von diesem gegenseitigen Austausch. Selbst zur Mittagszeit essen alle gemeinsam an langen Festbänken. Einmal pro Woche stellt zudem «Öppr, Öppis» teamintern vor, um miteinander zu lehren und zu lernen.
Jedes Jahr verzeichnet das Sitterwerk rund 5000 Besucher:innen. Dabei machen Führungen einen bedeutenden Anteil aus, sei es für Schulklassen oder wie erst kürzlich für einen Teamausflug einer Zahnarztpraxis. Das Sitterwerk übt eine grosse Anziehungskraft auf Menschen aus dem In- und Ausland aus. Dies zeigt sich auch an diesem Tag: das Kunstbulletin ist zu Besuch, gerade versammelt sich die Grafikfachklasse der Schule für Gestaltung St. Gallen in der Bibliothek und später hat sich eine Galeristin aus Shanghai angekündigt. Der Auftrag bleibe stets derselbe, wie Patricia Hartmann, die Geschäftsführerin der Stiftung Sitterwerk sagt: Menschen für das Kunsthandwerk zu sensibilisieren und dieses Wissen für alle zugänglich zu machen. Als Ort der Forschung zu Kunst und ihrer Produktion bleibt die Stiftung immer in Bewegung. Jüngst veranstaltete sie einen öffentlichen Schreibwettbewerb, der nach neuen Ansätzen zur Beschreibung von Kunst suchte, wobei Materialität und Produktion im Fokus standen (Teil der siebenköpfigen Fachjury war übrigens auch die Chefredakteurin von Kunstbulletin, Deborah Keller). Die zwei prämierten Texte werden ab nächster Woche im Journal, dem Blog der Stiftung Sitterwerk, frei zugänglich sein.
