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Werkschau 2023 — Akosua Viktoria Adu-Sanyah

Ein Besuch bei Akosua Viktoria Adu-Sanyah beginnt mit einer herzlichen Begrüssung durch Mingus, ihren Hund. Im lichtdurchfluteten Studio mit sieben Meter hohen Decken sind auf schwarzen Holzrahmen fixierte, grossformatige Abzüge an die Wand gelehnt. Neben Hunderten fein säuberlich in Kartons verpackten Testabzügen, reihen sich Fotopapier-Rollen und Bücher von Audre Lorde und von bell hooks; an den Fenstern kleben handschriftliche Notizen und Skizzen.

Akosua Viktoria Adu-Sanyah arbeitet mit Negativen ihrer eigenen Fotografien und einer Sammlung alter Fotos aus ihrem Familienarchiv. Damit gewährt sie tiefe Einblicke in ihre eigene Biografie, die einerseits durch Konflikte, Widerstände und Trauer, andererseits durch Resilienz, Mut und Experimentierfreude geprägt ist. Ihre Arbeiten sind komplex, poetisch und zeugen von einer schmerzhaften Direktheit und Verletzlichkeit.

Ausgehend von der Dunkelheit des Fotolabors entwickelt die Künstlerin innovative Bildverfahren, die den Rahmen der Fotografie sprengen. Die analoge Fotografie wird ins Digitale übertragen, in eine KI (Künstliche Intelligenz) eingespeist, daraufhin als «KI-Negativ» ins Analoge zurückgeführt und auf schwerem, meterlangem Papier in der Farbdunkelkammer belichtet. Weil jedoch die Dimension des Abzugs den Rahmen des Vergrösserers überschreitet, reicht das Licht nicht aus, um die Ecken des lichtempfindlichen Fotopapiers zu belichten. Um dem entgegenzuwirken, hat sie eine kreative, manuelle Lösung mit einer Taschenlampe entwickelt.

Durch den Zwischenschritt der KI-gestützten Bildgenerierung kreiert Akosua Viktoria Adu-Sanyah mit DELIRIUM zugleich eine Bestandesaufnahme der technischen Entwicklung und reflektiert deren aufgrund von Vorurteilen gesteuerten Logiken und Potenziale. Die KI durfte zum Zeitpunkt der Bildgenerierung laut der Content Policy von OpenAI eigentlich keine menschlichen Gesichter als Bildvorlage zulassen. Wurde versucht, ein solches Porträt hochzuladen, erschien üblicherweise die Warnung «Uploads with realistic faces are not allowed at this time». Offenbar wurde jedoch das Porträt ihres ghanaischen Vaters nicht als «realistisch» erkannt – und ohne Warnhinweis weiterverarbeitet. «Demnach ist klar, dass das Gesicht meines Vaters eben nicht als menschlich erkannt wurde. Und diese Erfahrung spiegelt ganz deutlich den bereits viel besprochenen Racial Bias nicht nur in der AI (Artificial Intelligence), sondern auch ganz allgemein in der Überwachung, im Profiling und der Technologie wider. Darüber wurde schon viel publiziert und es ist eigentlich nichts Neues. Neu beziehungsweise selten ist jedoch, dass es einem so direkt, unverfälscht und objektiv vor Augen geführt wird, wie mir vor einem Jahr», konstatiert Akosua Viktoria Adu-Sanyah.
Und obwohl die Emotionen ihres Vaters im Original-Porträt scheinbar verborgen blieben, sticht im neu generierten Bild eine qualvoll verzerrte Mimik hervor. Die Künstlerin erkennt dabei ein Paradox: «Im Falle der Porträts hat die AI den Schmerz meines Vaters aufgedeckt, während mein Vater ebendiesen Schmerz in der Originalfotografie und auch Zeit seines Lebens unterdrückt hat. Dieses Wahrheitsmoment im vermeintlich ‹Künstlichen› – und das alles immer auch unterbaut von ‹Das ist kein Mensch› – und dann trotzdem dieser Ausdruck? Das ist Wahnsinn für mich.»

Akosua Viktoria Adu-Sanyah reizt die Grenzen des technisch Machbaren aus, geht stets neue Wege und wagt sich an ihre eigenen Grenzen heran: Egal ob zwölf Stunden in der Dunkelkammer, über Wochen eingeengt auf einem klapprigen Expeditionsschiff in der chilenischen Antarktis, oder bei der inhaltlichen Auseinandersetzung mit Krankheit, Tod und Trauer: Durch diese Konfrontation – technisch, körperlich und mental – bringt sie Unerwartetes, Ungreifbares und Unaussprechliches zum Vorschein. Es ist ein Prozess des Sichtbarmachens: Statt auszublenden, zu verbergen und zu kaschieren, geht es darum, zu enthüllen, aufzudecken und preiszugeben.

Instituzioni

Titolo Paese Località Dettagli
Museum Haus Konstruktiv
Svizzera
Zürich
Zürich

Autori

Dettagli Nome Ritratto
Lucas Hagin

Mostre / Eventi

Titolo Data Tipo Località Paese Dettagli
Werkschau 2023 - Esposizione Zürich Svizzera
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Esposizione
Zürich
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