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Werkschau 2023 — Riikka Tauriainen
Notebook

Unter dem Dach, im vierten Stock eines alten Schulhauses, befindet sich das Atelier von Riikka Tauriainen. Direkt neben dem Fabrikkanal und den grossen, ruhigen Becken der Zürcher Kläranlage. Seit 2018 arbeitet die Künstlerin an der Serie Hydrocommons, zu der auch die Arbeit Ecotone Encounters gehört. Die Serie dreht sich um die Vorstellung, dass Wasser durch alles hindurchfliesst. Durch Körper, Gebäude, Strassen, Flüsse oder Wolken zum Beispiel. Tauriainen geht es in ihrer Arbeit um die Wahrnehmung einer fluiden Welt und um das Erweitern von Perspektiven, die man einnehmen kann. «Ich glaube, dass wir durch das Nachdenken über das verbindende Element von Wasser unsere Wahrnehmung schärfen; und somit auch unser Bewusstsein. Zum Beispiel dafür, dass alles, was wir trinken, auch wieder raus muss und wir Verantwortung dafür übernehmen müssen», erklärt die Künstlerin. Diese forschungsbasierte Auseinandersetzung mit Wasser hat sie in Genua begonnen. Einerseits mit Texten von Astrida Neimanis über den Hydrofeminismus, andererseits durch die körperliche Erfahrung beim Schwimmen in Wolken von Plastikpartikeln im Mittelmeer. Einordnen lassen sich ihre Arbeiten in einer queerfeministischen Bewegung, einer, die nicht-menschliche Spezies mitdenkt. Und sie können als aktivistisches Storytelling gelesen werden: als Angebot für eine Veränderung im Denken. Klar politisch; aber in der Methode subtil, abstrakt und doch präzise und vermittelnd.

Riikka Tauriainen geht immer wieder zum Wandregal, holt Bücher von Autor:innen, auf die sie sich im Gespräch bezieht. Dann zeigt sie auch zwei kugelförmige Vasen. Eine mit grünlichem, die andere mit gelblichem Wasser, jeweils nur knapp bis zur Hälfte gefüllt. Phytoplankton und Zooplankton; bei letzterem sind auch mit unseren Augen Einzelteile zu erkennen. Für Ecotone Encounters hat Tauriainen im vergangenen Sommer die Übergangsbereiche zwischen benachbarten, aber unterschiedlichen Ökosystemen untersucht. Die grossformatige Videoarbeit beginnt in der Luft, tastet sich über das Ufer, die Wasseroberfläche, und taucht ab, lauscht dem Bodensee und folgt dem Plankton bis unter das Mikroskop. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Seenforschung entdeckte sie den Mikrokosmos von Phytoplankton und Zooplankton, die zu Protagonist:innen der Videoarbeit wurden. Die Arbeit ist so installiert, dass Betrachter:innen das Gefühl bekommen, von Wasser umgeben zu sein; Teil davon werden. Diese Assoziation wird durch den Ton und die Erzählstimme verstärkt. Sie klingt, als würden wir ihr unter Wasser zuhören: «Care, caring, carer. Burdened words, contested words. And yet so common in everyday life, as if care was evident, beyond particular experience or knowledge.»[1] Die Sorge, das Sich-Sorgen, würde die Wissenschaft mit der Kunst verbinden, indem sich ein neuer, dritter Raum eröffnet. Ein Raum, in dem durch transdisziplinäres Denken und seine Praktiken, durch gemeinsames Produzieren und Spekulieren anderes Wissen entstehen kann.

 

[1] Frei übersetzt: «Sorge, sich sorgen, Sorgende. Belastete Worte, umstrittene Worte. Und doch so alltäglich, als wäre sich sorgen eine Selbstverständlichkeit, jenseits von besonderer Erfahrung oder Wissen.»

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Werkschau 2023 - Esposizione Zürich Svizzera
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