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Die Ausstellung The Ruin of Exchange zeigt eine Auswahl von John Millers Werken aus den Jahren 1994 bis 2024. John Miller verwendet in seiner Arbeit verschiedene Materialien und Medien und ist daher schwer auf ein Markenzeichen oder einen künstlerischen Stil festzulegen. Und doch ist sein Werk sehr einflussreich, obwohl sich ein gewisses wiedererkennbares Timbre wohl am ehesten in der Wandelbarkeit des Werks und der Beschränkung persönlicher Gesten äussert. Diese beständige Art der Unpersönlichkeit ist für Millers Praxis bestimmend geworden, weil er den Anspruch der Kunst, ihren Gegenstand zu transzendieren, infrage stellt. Sein Werk entspricht weder der spöttischen Ironie der Postmoderne noch der überheblichen Authentizität der Moderne. Wie könnte man das Reale besser leidenschaftslos darstellen, als diese Empfindungen zu minimieren? 

Die Beziehung zwischen Millers künstlerischer Praxis und den sozialen und institutionellen Faktoren, die die Kunstwelt prägen, ist beharrlich und setzt sich unvermindert in seiner Kunst und seinen Schriften fort. Grundlegend für Millers differenzierte Sichtweise ist das Verständnis von Kunst als Ware mit einem willkürlichen Wert und als Teil des öffentlichen Raums. Miller zeigt ein Interesse an alltäglichen Dingen, die oft unentdeckt und subtil bleiben. Wie andere materielle Bedingungen, in denen sich die Menschen wiederfinden, formen und gestalten der Konsum und strukturell bedingte Ideologien das Bewusstsein der Realität. Die Welt, die Menschen konstruieren, ist diejenige, die sie bewohnen müssen.

Diese Fragestellungen reflektieren sich im Titel der Ausstellung, The Ruin of Exchange (Die Ruine des Tausches). Einerseits ist die Ruine ein ultimatives allegorisches Motiv. Andererseits ist der Tausch etwas, das sich notwendigerweise im Raum entfaltet. Kapital kann nicht in einem Vakuum existieren. Und wenn man den Raum nicht berücksichtigt, verfällt man in idealistische Abstraktionen. Der materielle Austausch findet also im Raum statt. Sowohl die älteren als auch die neueren Werke Millers weisen in The Ruin of Exchange indirekt darauf hin, dass uns mit dem Begriff «Ruine» der Tausch oder der Tauschwert in gewisser Weise im Stich lässt – oder dass er wohl eine Art Überbleibsel aus einer früheren Konstellation ist.

John Miller (*1954 in Cleveland, Ohio) lebt und arbeitet in New York und Berlin. Miller studierte in den 1970er-Jahren an der Rhode Island School of Design in Providence, Rhode Island, dem Whitney Independent Study Program, New York, und dem California Institute of the Arts in Valencia, Kalifornien. Einzelausstellungen (Auswahl): Kunsthalle Bielefeld, 2021; Schinkel Pavillon, Berlin, 2020; Museum im Bellpark, Kriens, 2018; ICA Institute of Contemporary Art, Miami, 2016; Neuer Berliner Kunstverein, Berlin, 2015 (mit Takuji Kogo); Museum Ludwig, Köln, 2011; Kunsthalle Zürich, 2009; Musée d’Art Moderne et Contemporain, Genf, 2004; Le Magasin, Centre National d’Art Contemporain, Grenoble; Kunstverein Hamburg, 1999. Millers Werke wurden 1985 und 1991 an der Whitney Museum of American Art’s Bienniale und 2010 auf der Gwangju Biennale gezeigt. 2011 wurde Miller durch das Museum Ludwig in Köln mit dem Wolfgang Hahn Preis ausgezeichnet. Millers Texte und Besprechungen erschienen in Artforum, October, und Texte zur Kunst. Bei JRP und Les Presses du Réel sind Anthologien seiner Texte erschienen: The Price Club: Selected Writings, 1977-1996, 2000 und The Ruin of Exchange, 2012. John Miller ist derzeit Professor of Professional Practice im Department of Art History, Barnard College/Columbia University, New York.

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John Miller

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