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Werner Casty zeit in seiner zweiten Ausstellung bei sam scherrer contemporary neue Werke auf Holz. 

Wir glauben, das Tosen und Brausen des Meeres, die Gewalt und Wucht zu hören, mit der die Brandung auf die Felsen prallt und dort bricht. Überall Wasser. Die Gischt spritzt und wir riechen das Salz in der Luft. Da ist viel Bewegung in die neuen Bilder von Werner Casty gekommen: Konnten wir noch vor zwei Jahren in kontemplativer Ruhe dem Schnee beim Schmelzen zuschauen und standen beobachtend abseits, befinden wir uns nun mittendrin, müssen achtsam sein, von den gewaltigen Wellen nicht mitgerissen zu werden. Nicht nur der Aggregatszustand des Wassers hat sich verändert, sondern auch das Tempo und die Geräuschkulisse, die wir beim Betrachten unweigerlich mitdenken. Hier ist alles in Auflösung begriffen, der Bruchteil eines Augenblicks festgehalten, der im nächsten Moment schon ein neues Bild hervorbringen wird.

Mit derselben Präzision und Detailversessenheit, mit der Werner Casty früher Felsen, Gräser, Bäume oder Schnee gezeichnet hat, wendet er sich nun dem Element Wasser zu. Fast wissenschaftlich mutet die Auseinandersetzung damit an. Mitunter sind wir nun so nah dran, dass wir es mit abstrakten Bildkompositionen zu tun haben. Erneut hat sich Casty Fotografien bedient, die ihm als Vorlage oder Inspiration dienen. Dieses Mal entstehen seine Zeichnungen nicht auf Papier, sondern auf Holzfaserplatten, die mit weisser Farbe grundiert und dann runtergeschliffen werden, bis der Zeichnungsgrund ganz flach ist. Dieser Vorgang wird bis zu sechs Mal wiederholt. Dadurch wird die Oberfläche zwar sehr dicht, doch es bleiben kleine Löcher und Unebenheiten zurück. Darauf zeichnet Casty mit Grafit. Wie ein Bildhauer, der eine Plastik erschafft, trägt Werner Casty das Material auf den Untergrund auf, oft zig Schichten übereinander. Gemäss seiner üblichen Arbeitsweise hat er die hellsten Stellen des Bildes weiss, also unbearbeitet, belassen.

So ist es auch bei der Serie von kleinen Bildern, die ruhiger und sanfter daherkommen und eine andere Stimmung transportieren, zu der auch die grünliche Farbe beiträgt. Die der Zeichnung zugrunde liegende Fotografie wurde in rund vier bis fünf Metern Tiefe aufgenommen. Oben scheint die Sonne, das Wasser ist klar und lässt den Blick auf den Meeresgrund frei. Wir können uns nun viel Zeit lassen, diesen eingehend zu studieren und vertiefen uns in der natürlichen Symbiose aus Wasser, Pflanzen und Stein. Dem Wasser kann man keine Grenzen setzen, seine Kraft nicht bremsen. Wie alle Bilder bleiben auch diese ungerahmt, die Zeichnung ufert aus.

Seit über 20 Jahren kehrt Werner Casty immer wieder nach Elba zurück, besucht seine Freunde in Chiessi, einem kleinen Fischerdorf an der Westküste der Insel. Hier sind diese Bilder entstanden – so naturgetreu, dass man geneigt ist, sie „Aufnahmen“ zu nennen. Mit Sorge beobachtet Casty, wie sich der Zustand des Meeres verschlechtert, die Verschmutzung rasend schnell zunimmt. Er will das Hier und Jetzt, das was heute noch da ist, mit seinen Zeichnungen für die Nachwelt bewahren; denn, so ist Casty überzeugt, besser wird es nicht mehr. Dieses Archivieren geschieht nüchtern, ohne Verklärung und ohne moralischen Zeigefinger. In der intensiven Auseinandersetzung mit dem Wasser, Grundlage allen Lebens, steckt Werner Casty in seinen neuen Zeichnungen das Feld ab und rüttelt damit an den grossen Fragen der menschlichen Existenz.

Valérie Arato Salzer - März 2018

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Exposition
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Werner Casty

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sam scherrer contemporary
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Zürich