huber.huber in Kirche: Menschen, liebet einander

Die Evangelisch-reformierte Kirche Zürich-Altstetten hatte sich mit einer Ausstellung von Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste/ZHdK bereits 2015 auf eine Kunstintervention eingelassen, was inner- und ausserhalb des Pfarramts zu heftigen Diskussionen führte. Nun wurde das Künstler-Zwillingspaar huber.huber eingeladen, in den schlichten Innenraum der grossen Kirche zu intervenieren – und voraussichtlich wird auch dieses Kunstwerk einigen Gesprächsstoff zünden. ‹Menschen, liebet einander› haben Markus und Reto Huber (*1975, Münsterlingen) ihre Installation betitelt. Nicht um ein Bibelzitat, wie man annehmen könnte, handelt es sich dabei, sondern um ein ursprünglich von Goethe stammendes Zitat, welches das Duo jedoch vom Schweizer Friedensaktivisten Max Daetwyler übernommen hat – der ein sehr gespaltenes Verhältnis zur Institution Kirche hatte. huber.huber knüpfen mit dieser Arbeit an eine Zeichnung an, die sie vergrössern und anpassen. Zu sehen ist darauf ein Altarbild aus der Zürcher Antoniuskirche, das einst von Daetwyler bearbeitet wurde. Weil dort neben anderen Personen auch ein Kriegsmann vom heiligen Antonius gnädig empfangen wurde, übermalte Daetwyler 1933 den knieneden Soldaten in Felduniform mit weisser Farbe: «Zum Protest gegen eine heuchlerische, lügenhafte Kirche, die auf der einen Seite die Liebeslehre des Jesus von Nazareth vertritt und auf der anderen Seite den Staat und den Militarismus verherrlicht und damit zu Judas wird an der Lehre des Jesus und an ihm selbst. (...) Sozialisten und Christen verraten von neuem ihre Ideale wie anno 1914 und machen sich damit vor den Menschen und vor Gott schuldig, eine neue Katastrophe, einen neuen Krieg zu ermöglichen.» Dass der «Akt des Protestes, aber auch die Ohnmacht aktueller denn je sei», zeige sich auch in der Schweiz, teilt die reformierte Kirche mit, bspw. in der «Haltung gegenüber Waffenexporten in Länder, in denen Menschenrechte systematisch und schwerwiegend verletzt werden.»Zuständige Pfarrerin und Initiatorin des erstaunlichen Projekts ist Ulrike Müller. Anlässlich der Vernissage führt sie zusammen mit der Kunsthistorikerin und Kuratorin Patrizia Keller in die Arbeit ein. Die Kirche ist am Wochenende geschlossen.