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Essenzen

Gewichtiger Stahlbau und schwebende Poesie in der alten Spinnerei in Murg

 

Ab dem 25. Mai zeigt die alte Spinnerei in Murg am Walensee Werke des bedeutenden Zürcher Stahlbauers James Licini und Fotografien von Letizia Enderli. Die Umfangreiche Ausstellung eröffnet einen vertieften Einblick ins faszinierende Werk des 1937 in Zürich geborenen Stahlbauers und sucht zugleich den Dialog mit Letizia Enderlis aktuellen Arbeiten, welche die stringente Formensprache und die pure Materialität Licinis mit der Leichtigkeit des schwebenden Augenblicks konfrontieren.

 

Bis zum Jahr 1996 ratterten hinter den Mauern der mächtigen Baulichkeiten der alten Spinnerei in Murg noch fleissig die Spinnmaschinen. Danach war, wie vielerorts in der Schweiz, auch hier Schluss mit der Textilproduktion. Dass die alte Spinnerei nicht zur Industriebrache verkam, sondern auch heute ein lebendiger und belebter Ort ist, dafür sind Dieter und Esther von Ziegler verantwortlich. Mut und Innovationskraft haben den letzten Direktor des einst blühenden Familienbetriebes dazu bewogen, die alte Spinnerei im Team mit seiner Frau Esther in eine neue Zukunft zu führen. Heute beherbergt die alte Spinnerei einen Hotelbetrieb, Seminarräume, Loftwohnungen, sowie mit der bekannten «Sagibeiz» ein florierendes Restaurant am See. Und da, wo die Kreativität zu Hause ist, ist auch die Kunst nicht weit: Seit 5 Jahren finden in der Galerie der Spinnerei sowie auf dem gesamten Areal immer wieder umfangreiche Ausstellungen von Schweizer Künstlern statt. Diesen Frühling ist es wieder soweit: Am 25. Mai halten zahlreiche Werke von James Licini und Letizia Enderli Einzug in die Gebäude und auf das Areal der alten Spinnerei am Walensee.

 

Letizia Enderli: Die schwebende Poesie des Augenblicks

 

In ihren aktuellen Arbeiten widmet sich die in Zürich lebende Letizia Enderli, die bereits in früheren Jahren mit zahlreichen Ausstellungen mit plastischen Arbeiten in Erscheinung getreten ist, der fotografischen Auseinandersetzung mit den zufällig entstehenden Formationen im Wasser schwebender Teeblätter. Scheinen in den berührenden Werken vordergründig ausschliesslich der Zufall, die Strömung und die nahezu aufgehobene Schwerkraft zu agieren, gelingt es Enderli in ihren malerischen Fotografien, die Poesie des Augenblicks zu erhaschen und die zufälligen Konstellationen in ein durchdachtes Spiel mit der menschlichen Wahrnehmung zu transformieren. Auf diese Weise entstehen rhythmische und tänzerische Kompositionen und Reflexionen, welche eine ebenso musische wie schwerelose Poesie des Alltags entfalten.

 

James Licini: Hermetik, Transparenz und Raum

 

Einen gewichtigen Kontrapunkt zur verspielten Leichtigkeit, welche Letiza Enderlis malerischen Fotografien innewohnt, setzen die massiven Stahlbauten von James Licini. Hat bei Enderli der Zufall stets die Hand im Spiel, agiert Licini wiederum mit einem Höchstmass an Formalität in der Komposition und in der Materialisierung seiner Plastiken: Ursprünglich gelernter Schlosser, tritt Licini erstmals Anfang der 70-er Jahre als Plastiker in Erscheinung und verfolgt eine für die damalige Zeit bereits ausgesprochen stringente, wenn auch noch anthropomorphe Formensprache. Diese wiederum wandelt sich alsbald in eine permanent fortschreitende Reduktion auf horizontale und vertikale Kompositionselemente. Licinis Konzentration auf die rohe Kraft des industriellen Materials und die naturgegebene ästhetische Komplexität einfacher industrieller Trägerelemente im installativen Kontext revolutionieren die Bildsprache der schweizerischen Eisenplastik und verleihen Licini weit über die Landesgrenzen hinaus Bedeutung. Bezeichnend für das Werk des Zürcher Stahlbauers sind nebst der ästhetischen Reduktion auf Form und Material sein Umgang mit kompositorischer sowie materieller Dichte im Diskurs mit transluzider Leichtigkeit. Wirken Licinis Plastiken auf den ersten Blick mächtig und hermetisch, entfalten sie im installativen und räumlichen Kontext ein klug rhythmisiertes Wechselspiel von undurchdringlicher Geschlossenheit und befreiender Transparenz. In der handwerklichen Meisterschaft der faszinierenden kompositorischen Stringenz der Reduktion gelingt es Licini mittels eines ebenso vehementen wie zugleich zurückhaltenden plastischen Eingriffes, die nahezu unendlichen Möglichkeiten des Raumes, der Bewegung sowie der Plastik in einem einzigen konzentrierten künstlerischen und gedanklichen Akt sinnbildlich auszuloten und in ihrem Wesen sichtbar und erfahrbar zu machen. Mit rund 20 Werken, die teils eigens für die Ausstellung im einst industriellen Umfeld von Murg entstanden sind, ermöglicht die Werkschau in der alten Spinnerei dem Betrachter einen ebenso umfangreichen wie nachvollziehbaren und spannungsvollen Einblick in die Gedankenwelt des bekannten Stahlbauers. Im Sinne der Ausstellungsdauer, die auf drei Jahre hin angelegt ist, wird die Präsentation im Laufe der Ausstellungsdauer um weitere Werke im Innen- und Aussenraum ergänzt.

 

Infos

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Alte Spinnerei
8877 Murg
Suisse

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