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Will Eisner (1917–2005) gilt als einer der Gründerväter des modernen Comics. Nicht umsonst tragen die «Oscars der Comic-Branche», die seit 1988 jährlich die besten Schöpfungen dieser Gattung in den USA auszeichnen, seinen Namen: Will Eisner Comic Industry Awards. Eisner war nicht nur Zeichner und Texter, sondern auch Theoretiker und Produzent. Und er war der «Erfinder» der Graphic Novel. Eisner gestand Comic-Erzählungen die Form und den Umfang zu, die sie brauchten. Dank ihm dürfen Comics heute Bücher sein. Neben zahlreichen Ehrungen und Preisen erhielt er u.a. 2002 den «Lifetime Achievement Award» der National Foundation for Jewish Culture. Alexander Braun, der die Retrospektive für das Cartoonmuseum Basel kuratiert hat, ist auch Autor des die Ausstellung begleitenden Katalogs zum Lebenswerk des Künstlers.

Als Eisner Mitte der 1930er-Jahre – nicht einmal 20 Jahre alt – die Bühne der Comics betrat, steckte das Comic-Heft noch in seinen Kinderschuhen. Eisner zeichnete im Akkord: in jedem gewünschten Stil und in jedem Genre. Als man ihm 1939 das (wirtschaftlich riskante) Angebot machte, eine Art Comic-Heft für Zeitungen anstelle der traditionellen Sonntagsseiten zu produzieren, nahm er es an und kreierte «The Spirit». Da seit 1938 Superhelden die grossen Quotenbringer am Comic-Markt waren, verpasste Eisner seinem Gangsterjäger kurzerhand eine Augenmaske. Bis 1952 erschien die Comic-Serie um den anonymen Verbrechensbekämpfer, hinter dem sich der tot geglaubte Polizist Denny Colt verbarg. Eigentlich ging es ihm aber gar nicht um die Kolportage von Heldentaten, sondern vielmehr darum, die Techniken des Erzählens mit Wort und Bild zu erforschen und die Ursachen von Kriminalität und gesellschaftlicher Dysfunktionalität zu ergründen. Eisner, selbst in Brooklyn und in der Bronx in armen Verhältnissen als Kind von jüdischen Einwanderer-Eltern aus Österreich und Rumänien aufgewachsen, wollte vom Leben am Rand der amerikanischen Gesellschaft erzählen, von den Verlierern, den kleinen Leuten im Dunkel der engen Gassen der Mietskasernen. Eisner rang dem Comic ausgeklügelte Dramaturgien, spektakuläre Perspektiven, subjektive Sichtweisen, ungewöhnliche Schnitte und formale Experimente ab.

1969 musste Will Eisner seine 16-jährige Tochter zu Grabe tragen, die zuvor an Leukämie erkrankt war: eine heftige Zäsur. Eisner sträubte sich nun mehr und mehr gegen Jobs für das Pentagon oder grosse Firmen. Gleichzeitig hatte sich die Comic-Szene emanzipiert: Underground, Independent und Selbstdistribution waren die Schlagworte der Zeit. Das gefiel Eisner. So etwas hatte er sich immer für seine Darstellungsform gewünscht. Der fast 60-Jährige war wieder auf den Geschmack gekommen und machte sich an die Arbeit. 1978 erschien ein 196 Seiten starkes Comic-Buch mit dem Titel «A Contract with God and Other Tenement Stories» (dt. «Ein Vertrag mit Gott und andere Mietshaus-Stories aus New York»). Neben dem Titel prangte auch gleich die Definition dieser neuen Comic-Gattung, mit der Eisner den Comic auf eine Stufe mit der Literatur stellte: «A Graphic Novel by Will Eisner». In den 27 Jahren seines Lebens, die ihm noch blieben, legte Eisner nicht nur diverse Sachbücher zum Thema der «sequenziellen Kunst» vor, sondern schuf 16 weitere, höchst ambitionierte Graphic Novels. Das Spätwerk des Vaters der Graphic Novel war tatsächlich beeindruckend.

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