Aller au contenu principal
Werkschau 2023 — Gregory Tara Hari

Gregory Tara Hari war in letzter Zeit viel unterwegs. Residenzen in Kapstadt, im Puschlav, in Paris und Island reihten sich aneinander und führten dazu, dass der Kunst- und Kulturschaffende in den vergangenen zehn Jahren selten ein fixes Atelier hatte. Stattdessen hat Hari gelernt, mit wenig ein gutes Arbeitsumfeld zu schaffen. In seinem temporären Atelier- und Wohnraum oberhalb des ehemaligen Sexkinos Roland an der Langstrasse zeigt Hari mir zu Beginn unseres Gespräches eine Auswahl an Büchern, die ihm in variierender Kombination treue Begleiter auf seinen Reisen sind: Monografien etwa über Harald Naegeli oder Klodin Erb, Henrik Olesens Künstlerbuch zur gesellschaftlichen Konstruktion von Identität und Geschichtsschreibung, der kanonische Aufsatz Notes on Camp von Susan Sontag, aber auch verschiedene kulturhistorische Bände, beispielsweise zu sogenannten Völkerschauen in der Schweiz oder zur Schwyzer Maskentradition der Bezirke March und Höfe. (Kulturelle) Repräsentation von Macht, Kolonialismus, Brauchtum und Queerness stellen dabei offensichtlich wiederkehrende Interessensfelder des selbst bezeichneten «Hobby-Historikers» dar. Als eine ebenso wichtige Ressource für seine recherche- und kontextbasierte künstlerische Praxis beschreibt der im Kanton Schwyz aufgewachsene Gregory Tara Hari das Internet: Insbesondere YouTube erlaube es ihm, sowohl queerfeministische Themen zu vertiefen als auch diversen popkulturellen Referenzen nachzugehen, die seine historisch fundierten und politisch bewussten Performances, Installationen, Texte und melodischen Kompositionen aber auch Malereien, Zeichnungen, Fotografien und Videos massgeblich prägen. Gregory Tara Haris Arbeiten sind gewollt spartenübergreifend, oft changieren sie von einem Medium ins andere – fliessend, als seien es unterschiedliche Episoden einer immer gleichen TV-Serie.

Dies ist auch bei der Arbeit in der diesjährigen Werkschau der Fall. Almost Heaven ist eine aus schwarzen Holzlatten lose zusammengezimmerte Skulptur, zugleich aber auch Bühne für die Performance eines einsamen Cowboys. Vor verlassener Kulisse rezitiert Gregory Tara Hari in schwarzen Cowboystiefeln und mit Fransen bestückter Lederjacke eine beinahe lyrische Dichtung als Collage von gefundenen Texten aus Filmen, Countrysongs und politischen Statements sowie erdachten Passagen. Das Gesicht des selbstbewusst umherschreitenden Rinderhüters bleibt dabei von langen schwarzen Fransen verdeckt, die Ärmel seiner Jacke hängen schlaff am anonymisierten Körper herunter. In drei Akten werden drei Figuren stereotyp weisser Männlichkeit aufgeführt: Ihr jeweiliges Reden könnte lokaler nicht sein und dennoch ist es stets auch Teil einer immer gleichen alten Leier, die sich über die Jahrhunderte an vielen Orten des Planeten eingebrannt hat. Gregory Tara Hari sucht in seiner Kunst nach ebendiesen Manifestationen des Grossen und Mächtigen im Kleinen und bringt Historisches gegenwärtigen Debatten näher, als einem oftmals lieb ist.

Institutions

Title Country City Détails
Museum Haus Konstruktiv
Suisse
Zürich
Zürich

Auteur-trices

Détails Nom Portrait
Selma Meuli

Artistes

Détails Name Portrait
Gregory Tara Hari

Exhibitions / Events

Title Date Type City Country Détails
Werkschau 2023 - Exposition Zürich Suisse
-
Exposition
Zürich
Suisse