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Mit der Ausstellung Valentin Carron & Jacques Chessex präsentiert die Tichy Ocean Foundation den 1977 in Martigny geborenen Künstler und einen der bekanntesten französischsprachigen Schweizer Schriftsteller mit bisher kaum bekannten, kleinformatigen bildnerischen Arbeiten – Gouachen und Collagen. Carron ist einer der herausragenden Schweizer Künstler seiner Generation. In den letzten Jahren widmeten ihm Le Consortium in Dijjon (2020), die Kunsthalle Bern (2014), das Palais de Tokyo in Paris (2010) und La Conservera im spanischen Murcia (2009) umfassende Einzelausstellungen. 2013 wurde er für den Schweizer Pavillon auf der Biennale in Venedig ausgewählt, 2015 erhielt er den renommierten Overbeck-Preis für Bildende Kunst in Lübeck (Deutschland).

Im Mittelpunkt der Schau steht Carrons überlebensgroße Skulptur mit dem Titel Mann und Kind. Sie ist speziell für diese Präsentation konzipiert worden und korrespondiert hier auf Wunsch des Künstlers mit über fünfzig Collagen von Chessex (1934–2009) – als skulpturaler Ruhepol zu den eher existentialistischen Papierarbeiten. Mit seinem Roman Der Kinderfresser gelang Chessex 1973 der internationale Durchbruch, sein umfangreiches Werk umfasst Lyrik, Prosa und Essays. Seine präsentierten Arbeiten sind von einer Vielzahl skurril anmutender Figuren bevölkert, einmal mehr Mensch (meist weiblich oder als Zwitter) dann eher Fabelwesen, ähnlich dem Minotauros mit Stierkopf und menschlichem Körper versehen. Verhaltensweisen des Menschen und daraus resultierende Abgründe stehen dabei im Hauptfokus. Ein Hauptthema ist die Scheinheiligkeit, das sich auch durch Chessex’ literarisches Werk zieht.

Bei zahlreichen Werken Carrons handelt es sich um originalgetreue oder sich an Originale anlehnende Weiterentwicklungen bestehender Artefakte, wie Ziermuster und Skulpturen im öffentlichen Raum aus seinem unmittelbaren Umfeld. So spielt die Holzskulptur Mann und Kind, in pastoser Farbgebung ausgeführt, mit den Variationen menschlicher Darstellung in Kunst am Bau-Ausführungen der 1950er und 60er Jahre, wie man sie von vielerlei Orten weltweit kennt. Ein Hauptmerkmal jener Werke sind die kantigen Ausführungen von Physiognomien, unter anderem bei Lynn Chadwick. Carrons Bildsprache spielt mit einer global orientierten Zeichenwelt, adaptiert und ironisiert sie, um sie derart zum entscheidenden Bestandteil seiner künstlerischen Auseinandersetzung zu transformieren. Er provoziert durch stilistische Gegensätze und Verwendung von vorgetäuschten Materialien, welche die Frage nach Original und Kopie, aber vor allem nach Tradition und Identität aufwerfen. Gleichzeit spielt der Raum als Ort von Präsentationen eine gewichtige Rolle. „Ich bin megaloman und mag den Gedanken, dass jede Ausstellung ein neuer Raum oder Zusammenschluss von Räumen ist, die, einmal zusammengefügt, einen riesigen Palast ergeben,“ so der Künstler. „Ich denke oft an ‚Xanadu’, das Anwesen von Citizen Kane. Jedes gezeigte Werk erfüllt seine eigenen Kriterien, aber ist für mich auch ein Vorwand, um den Betrachter den ganzen Ausstellungsraum durchlaufen zu lassen. Im Idealfall würde er zwischen den Werken umhergehen, die in ihm Empfindungen hervorrufen und zeigen, welchen Standort er einnehmen, und/oder wie er diese Werke betrachten soll, so als ob er einer Partitur oder Choreografie folgen würde."

Guest curator: Oliver Zybok, Director of the Lübecker Overbeck-Gesellschaft
Jacques Chessex, Courtesy of the gallery: Aarlo u Viggo, galerie d’art à Buchillon

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Vernissage
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Tichy Ocean Foundation — Prague & Zurich
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Zürich