12/1999

Mit ihrer jüngsten Serie «Sally Salt Says» greift die Amerikanerin Anna Gaskell erneut die Thematik des Mädchens in den Märchen auf. Ihre Fotos aus der «Wonder Series» (1996) deuteten an, dass Lewis Carrolls kleine Alice alles andere als unschuldig blieb, nachdem sie durch den Spiegel trat. Diesmal hat die Künstlerin ein Stück Volksgut ausgesucht, dessen Geschichte bereits von der modernen Gesellschaft aufgegriffen und vereinnahmt wurde: Den Baron von Münchhausen, nach dem vor 20 Jahren eine psychische Erkrankung als «Münchhausen Syndrom» benannt wurde.

David Thorpe (*1972) malt Landschaften. Die Atmosphäre in seinen Bildern erinnert an Claude Lorrain: romantische Abendstimmungen mit riesigen, fein verästelten Bäumen im Vordergrund. Doch was wir sehen, sind nicht arkadische Szenen und Tempel, sondern die ungeschminkte Architektur der sechziger Jahre mit ihren Wohnblocks und endlosen betonierten Fussgängerpassagen. In manchen Bildern, wie «Fun» (1997) oder «After the Rain» (1998), überragen riesige Elektrizitätsmasten oder Metallstrukturen von städtischen Vergnügungsparks sogar die Bäume. Die urbanen Dimensionen sind ungeheuerlich.

Die Kunst der Kommunikation in den neunziger Jahren, so der Untertitel der Ausstellung, ist das Thema von 24 zeitgenössischen Künstlern, deren Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Medienkunst und Installation sich mit verschiedenen Formen der Kommunikation – und ihrem Scheitern – beschäftigen.

Ob sein lapidarer Stil, sein konzeptuell eingesetztes ungelenkes Zeichnen Kunst sei oder nicht, kümmert den Glasgower David Shrigley (*1968) wenig. Er weiss um die Gratwanderung zwischen high und low, die er meisterhaft beherrscht und die sowohl das Markenzeichen seiner bisherigen Bücher wie der in Paris ausgestellten Einzelblätter ist. Im Dezember stellt der Künstler in der Galerie Francesca Pia in Bern aus.