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Ein neues Haus für die Kunst: An der Malzstrasse 19 im Herzen Zürichs eröffnet das Haus Dubs am Samstag, den 4. November 2023, seine erste Ausstellung. Mit Lutz und Guggisberg verwandelt sich die alte Biskuitfabrik in ein bunt verspieltes Kuriositätenkabinett, das bis zum 2. März 2024 zu bestaunen ist. 

Eigens für die Ausstellung «Die Spur des Drachens» haben Lutz und Guggisberg eine Serie von 30 Bildern produziert. Darin wuselt, kriecht, wimmelt, raschelt und zischt es. Mortimer mittendrin, im Unterholz. Was glaubte Mortimer vorzufinden, als er sich in das Märchenlager begab? Ein Waldbad, dort, wo die Motten Schlaufen fliegen? Mortimer, dieser Wald eignet sich nicht für Managementkurse für das Kader. Die Atomsphäre der entstandenen Werke lässt sich mit dem französischen Wort glauque am besten umschreiben. Seinen Ursprung findet das Wort in der altgriechischen Bezeichnung für leuchtend, fahl-grün, grau-bläulich. Glauk, das Pendant in der deutschen Sprache, steht für ein Phänomen aus der Botanik und bezeichnet eine feine puderartige Schicht auf Blättern. Im umgangssprachlichen Gebrauch bezieht sich das Adjektiv glauque auf trübe, ungemütliche Stimmungen. 

Gewiss, die sich zwischen sanft und satt bewegenden Grüntöne verheissen Milde, Aufblühen, Sonnentage. Chlorophyll, das Blatt-Grün, der Beginn des Lebens. Doch, lassen Sie sich nicht beirren, nichts ist, wie es scheint. In den kraftvollen grünen Blättern dieser Bildserie herrscht dystopisches Treiben. Mal zoomen wir rein in den Mikrokosmos, der sich im Dickicht eines Waldes entfaltet, mal werfen wir einen distanzierteren Blick auf ein Geschehen in einem Quallenhaus zum Beispiel oder auf einen Parkplatz, über den sich Köpfe mit langen Nasen und grossen Augen bedrohlich beugen. Übergrosse Vogelgestalten auf einem Dach, das schützend über einem Wald liegt, ein Baumstrunk oder ein Hauseingang, der eine Fratze zieht, futuristisch anmutende Maschinen, die übers Feld rollen: Sequenzen eines Alptraums? Eindeutig zuordnen lässt sich nichts. In ihrer Anordnung im Ausstellungsraum gleicht die Serie einem Storyboard eines surrealen Films. Wiederkehrende Querverweise auf mehr oder weniger Altbekanntes sorgen für Orientierung in düsteren Landschaften, führen manchmal die Erzählstränge einzelner Bilder zusammen. 

Zusammengeklebt, gestapelt, geschweisst. Immer ein wenig dem Zufall überlassen und dennoch mit geologischer Systematik: Die zweite Werkgruppe der Ausstellung bilden bunte Wandobjekte und Bodenskulpturen. Lutz und Guggisberg sind Sammler, Wiederverwerter und Veredler, unbestrittene Meister der Kombinatorik. Mit Vorliebe für Weggeworfenes, Vergessenes, Liegengebliebenes, Plastik, altes Holz, Schnüre, führen sie in Schichtungen zusammen, was auf den ersten Blick nicht zusammengehört. Alter Krempel, der im Fluss des Alltags liegen geblieben ist, erfährt in einer neuen Zusammensetzung eine spielerische Aufwertung und trotzt in einem fesselnden Dialog mit seinesgleichen der Wegwerflogik. Darin lesen lässt sich vieles. Die Offenheit der Deutungen ist ein Appell an freies Denken, genaues Hinsehen, ans Träumen und ist auch eine Verführung, sich Lage um Lage durchzuwühlen, sich zu verirren, sich einzulassen, wieder aus dem Deutungsdschungel herauszufinden. Diese Offenheit regt Assoziationen an, macht sichtbar und erhebt  Gewöhnliches zum Besonderen. Wenn das Narrativ auch hier lose erscheint, so bieten Lutz  und Guggisberg Hilfestellungen, in dem sie Motive immer wieder aufgreifen. Eine Linse  kommt nicht nur als Wandplastik vor, sie spielt auch in einem Gemälde eine Rolle. Darin  befindet sie sich im Gespräch mit dem Zyklopen und einem Monokel. Anderswo taucht der  Gurkenschredder aus dem Bild und präsentiert sich in seiner Farbenpracht als Objekt im  Raum. Auch der stolze Tannenstilz steht sich selbst gegenüber, in einem grossformatigen  Bild, in dem er sich verschiedenen Verstrickungen hingibt. Derweil dreht der Brillenbollen seinem Porträt den Rücken. Wiederholungen und Überlappungen sind Stilmittel, auf welche  Lutz und Guggisberg gerne zurückgreifen und ein Teil ihrer Handschrift(en) zu der auch der  Einsatz der Sprache massgeblich beiträgt. Als Titel oder Bildelement verfolgt die Sprache  keinen erklärenden Zweck. Vielmehr ist sie selbst Material und eröffnet weitere Kosmen und  mögliche Bedeutungsebenen.

Ein sich wiederholendes Motiv dieser Ausstellung ist die Linie, die als Flugbahn der eingangs erwähnter Motten vorkommt, die sich im Hintergrund in Mortimers Märchenlager und als eine Spur im Raum erstreckt: Die Spur des Drachens, ein raumfühlendes Mobile, das an Spinnenfäden erinnert, in denen sich die Motten im mäandernden Flug verfangen könnten. Diese Spur, eine Endlosschlaufe, ist einerseits ein weiterer Erzählstrang, und andererseits der sprichwörtliche rote Faden, der von einem Werk zum anderen führt, zurückverweist, vorwegnimmt, durch die Tektonik durchführt, die Betrachtenden beim Stolpern über zufällige Entdeckungen in dieser wuchtigen, vielschichtigen Installation begleitet. Serendipität. 

 

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Lutz/Guggisberg

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